Hallo meine lieben Freunde,
heute schreibe ich euch am letzten Tag des Jahres. Morgen haben wir schon das Jahr 2010, das bestimmt noch besser wird als dieses Jahr! Aber die Silvesterfeier hier in Moskau wird meine letzte Feier in Kopenhagen wohl nicht übertreffen. Hier in Moskau ist es schwer, was gutes zu finden. Entweder die Leute gehen in einen Club oder in ein Restaurant und zahlen dann ca. 100 Euro und noch mehr dafür, oder sie treffen sich in ganz kleinem Kreise bei jemandem zu Hause. Etwas günstiges für mehrere Leute zu organisieren ist fast unmöglich. Ich werde also mit ein paar guten Freuden zu viert zu Hause feiern. Vom Roten Platz, auf den ich so gerne gehen wollte, haben mir alle abgeraten. Es sei zu voll dort mit Besoffenen (obwohl Alkohol strikt verboten ist und die Polizisten und Security Leute das streng überprüfen), viel zu eng und viel zu kalt. Wenn ich mir das Wetter heute angucken, (wir haben in den letzten 2 Tagen soo viel neuen Schnee bekommen und die Temperatur ist um 10 Grad gesunken) dann werde ich die Ratschläge doch lieber befolgen.
Letzte Woche war ja Weihanchten, da kam mich die Juliane aus Frankfurt besuchen. Wir waren irgendwie am meisten abends unterwegs, von den Sehenswürdigkeiten hat sie leider kaum etwas gesehen. An Heiligabend waren wir bei Bekannten und haben etws zusammen gekocht, was echt Spaß gemacht hat, leider wurde es zu später Stunde dann doch eher eine stinknormale Hausparty, nur mit dem Unterschied, dass hier in Moskau ganz schnell in einer Ein-Zimmer Wohung 30 Leute zusammen kommen. Stellt euch das mal in Deutschland vor :-) Dann ist Juliane am Samstag krank geworden und so waren wir das ganze Wochenende zu Hause. Ich habe sie ganz toll gepflegt, d.h. mit Medikamenten voll gepumpt, so dass sie schnell wieder gesund wurde. Sie hatte aber Angst, dass es ihr wieder schlechter gehen könnte und ist deswegen schon am Montag zurückgeflogen. Sonst gab es leider keine so schöne Weihnachststimmung in Moskau wie bei uns in Deutschland. Die Stadt ist einfach zu groß und zu hektisch. Die Leute versuchen seit Wochen, noch schnell alle Geschenke in den überfüllten Einkaufzentren zu kaufen, selbst um 12.00 Uhr nachts gibt es noch Staus hier auf den Straßen. Das Gefühl der Gemütlichkeit und der Ruhe, wie wir es immer in Deutschland haben, habe ich am meisten vermisst.
Die letzten Tage gingen dann wie im Flug vorbei, denn ich musste noch die letzten Einzelheiten vorbereiten für meine Neujahrsreise. Ich fahre ja am Morgen des 1.1.2010 gleich los nach Helsniki über St. Petersburg. Auf die bequemen Fahrten in Zug und Bus freue ich mich besonders. Nach Tallinn und Stockholm werde ich mit einer Fähre fahren. Für die Reise habe ich mir von einem Freund einen riesigen Rucksack (70 Liter Fassungsvermögen) ausgeliehen, aber leider sind meine Sachen anscheinend zu schwer oder zu groß. Ich muss mir wohl noch ein paar Komprimierungsmethoden ausdenken. Sonst bin ich aber vollends gerüstet mit viel Essen, neuer Musik, einem russischen Buch und Reisetipps aus dem Lonely Planet :-)
EIne klene Neuigkeit habe ich dann doch noch. Ich habe euch doch mal erzählt, dass ich einer deutschen Firma hier als Übersetzerin geholfen habe und ich danach gefragt wurde, ob ich nochmal was für sie machen würde. Nun habe ich eine Anfrage bekommen, ob ich denn nicht ihre Homepage von deutsch auf russisch übersetzen will, und ich habe zugestimmt :-) Hoffendlich entwickelt sich das noch weiter ;-)
Bereits gestern hatte ich mir schon überlegt, was ich dieses Jahr doch alles gemacht habe und wohin ich alles gereist bin - und es ist wirklich viel! Ich habe zum einen meinen Bachelor fast in der Tasche, dafür aber auch viel gemacht und einen guten Endspurt hingelegt. Zum anderen bin ich dieses Jahr unglaublich viel gereist. Ich war zu Beginn des Jahres in Kopenhagen, dann bin ich im südwestlichen Teil Deutschlands und nach Straßbourg in den Osterferien gefahren und dann war ich noch in Kairo. Außerdem habe ich drei Monate in Frankfurt gewohnt und nun bin ich in Moskau! Man denkt sich immer, dass man viel zu wenig rumkommt. Das denke ich mir zumindest immer, wenn ich an meine Freunde in Passau denke, die ja alle so reisewütig sind. Aber am wenn man es sich noch einmal überlegt, dann war es doch ganz schön viel. Und es geht schon mal gut los mit Skandinavien im nächsten Jahr!
Ich bin nun am Ende angelangt mit meinen Überlegungen, jedenfalls mit denen, die man hier in aller Kürze aufschreiben kann. Euch allen wünsche ich einen guten Rutsch, dass ihr euch für das neue Jahr viel vornehmt und es auch zu erreichen versucht und hoffe auf ein beldiges Wiedersehen mit euch! Denn ich vermisse euch alle in Deutschland!
Liebste Grüße aus dem wieder verschneiten Moskau
Olga
Donnerstag, 31. Dezember 2009
Montag, 21. Dezember 2009
Aberglaube
Hallo ihr Lieben,
ich hatte ja mal gesagt, dass die Russen so abergläubisch sind. Nun will ich mich mal an der Verifizierung meiner Behauptung versuchen und euch eine kleine Auswahl von russischen abergläubischen Handlungen wieder geben.
• Man darf im Haus nicht pfeifen, das bringt nach Meinung der Russen Unglück.
• Man darf keine Bürste auf den Tisch legen, auch das bringt (wirtschaftliches) Unglück.
• Man darf nicht über einen auf dem Boden liegenden Menschen treten, sonst wird der Liegende aufhören zu wachsen. Ggf. muss man den gleichen Weg zurückgehen.
• Um sich vor einem Unglück, über das man gerade spricht, zu schützen, muss man drei Mal auf den Tisch klopfen und dabei zur Seite spucken. (Welche Seite weiß ich leider nicht mehr, aber bestimmt ist sie auch wichtig.)
• Wenn man das Haus verlässt und umkehren muss, um etwas im Haus Vergessenes zu holen, muss man beim erneuten Hinausgehen in den Spiegel schauen, der bei der Tür hängt, damit die Seele des Menschen nicht verloren geht.
• Um sich vor etwas Schlechtem, wie Krankheiten (in meinem Fall die Grippe) zu schützen, kann man geschnittenen Knoblauch in die Zimmer stellen. Ebenso soll Salz in der Nase den Menschen vor Krankheiten schützen.
• Hier kommt der Klassiker: Eine schwarze Katze, die von links nach rechts deinen Weg kreuzt, bringt Unglück. Man kann dieses Unglück abwenden, indem man Rückwärst geht und irgendwas aufsagt (Was genau, weiß ich nun leider auch wider nicht.)
• Man muss hier in Russland (früher ganz bestimmt, heute vielleicht etwas weniger) vor einer Reise sich zusammen setzen und ein paar Minuten schweigen. Damit soll eine sichere und gute Reise gesichert werden.
• Ich bin nicht sicher, ob das auch auf Aberglauben zurückzuführen ist, oder ob es einfach nur ein komischer Brauch ist: Die Menschen (vor allem die Kinder) ziehen anderen Geburtstagskindern an den Ohren so oft, wie sie alt werden. Beim letzten Mal wird am heftigsten gezogen. (Diesen Brauch gab es auch in meiner Familie, und auch mindestens bei einer meiner Freundinnen aus Moskau.)
• Man muss, wenn jemand einem anderem auf den Fuß tritt, diesem wieder auf den Fuß treten, und zwar drei Mal. Der Grund dafür konnte mir leider nicht verständlich gemacht werden, ich vermute, weil keiner den Grund wirklich weiß.
• Außerdem kann man hier anscheinend voraussagen, wenn jemand kommt. Und zwar wird gesagt, dass eine Frau kommt, wenn ein Löffel auf den Boden Fällt; bei einer Gabel kommt ein Mann. Was bei einem Messer kommt, konnte mir nicht gesagt werden.
Das war nun meine kleine Sammlung der Merkwürdigkeiten, an die Russen glauben oder die sie tun. Für die genannten Gründe gibt es natürlich keine Gewährleistung, wahrscheinlich variiert die Begründung auch bei jedem. Falls sich jemand mit dem russischen Aberglauben auskennt und gravierende Fehler in meinem Bericht entdeckt, bitte melden. Ich werde sie natürlich ganz schnelle verbergen. Über neue, mir noch nicht bekannte abergläubische Riten und Sitten würde ich mich auch freuen!
Liebste Grüße aus dem verschneiten Moskau,
Olga
ich hatte ja mal gesagt, dass die Russen so abergläubisch sind. Nun will ich mich mal an der Verifizierung meiner Behauptung versuchen und euch eine kleine Auswahl von russischen abergläubischen Handlungen wieder geben.
• Man darf im Haus nicht pfeifen, das bringt nach Meinung der Russen Unglück.
• Man darf keine Bürste auf den Tisch legen, auch das bringt (wirtschaftliches) Unglück.
• Man darf nicht über einen auf dem Boden liegenden Menschen treten, sonst wird der Liegende aufhören zu wachsen. Ggf. muss man den gleichen Weg zurückgehen.
• Um sich vor einem Unglück, über das man gerade spricht, zu schützen, muss man drei Mal auf den Tisch klopfen und dabei zur Seite spucken. (Welche Seite weiß ich leider nicht mehr, aber bestimmt ist sie auch wichtig.)
• Wenn man das Haus verlässt und umkehren muss, um etwas im Haus Vergessenes zu holen, muss man beim erneuten Hinausgehen in den Spiegel schauen, der bei der Tür hängt, damit die Seele des Menschen nicht verloren geht.
• Um sich vor etwas Schlechtem, wie Krankheiten (in meinem Fall die Grippe) zu schützen, kann man geschnittenen Knoblauch in die Zimmer stellen. Ebenso soll Salz in der Nase den Menschen vor Krankheiten schützen.
• Hier kommt der Klassiker: Eine schwarze Katze, die von links nach rechts deinen Weg kreuzt, bringt Unglück. Man kann dieses Unglück abwenden, indem man Rückwärst geht und irgendwas aufsagt (Was genau, weiß ich nun leider auch wider nicht.)
• Man muss hier in Russland (früher ganz bestimmt, heute vielleicht etwas weniger) vor einer Reise sich zusammen setzen und ein paar Minuten schweigen. Damit soll eine sichere und gute Reise gesichert werden.
• Ich bin nicht sicher, ob das auch auf Aberglauben zurückzuführen ist, oder ob es einfach nur ein komischer Brauch ist: Die Menschen (vor allem die Kinder) ziehen anderen Geburtstagskindern an den Ohren so oft, wie sie alt werden. Beim letzten Mal wird am heftigsten gezogen. (Diesen Brauch gab es auch in meiner Familie, und auch mindestens bei einer meiner Freundinnen aus Moskau.)
• Man muss, wenn jemand einem anderem auf den Fuß tritt, diesem wieder auf den Fuß treten, und zwar drei Mal. Der Grund dafür konnte mir leider nicht verständlich gemacht werden, ich vermute, weil keiner den Grund wirklich weiß.
• Außerdem kann man hier anscheinend voraussagen, wenn jemand kommt. Und zwar wird gesagt, dass eine Frau kommt, wenn ein Löffel auf den Boden Fällt; bei einer Gabel kommt ein Mann. Was bei einem Messer kommt, konnte mir nicht gesagt werden.
Das war nun meine kleine Sammlung der Merkwürdigkeiten, an die Russen glauben oder die sie tun. Für die genannten Gründe gibt es natürlich keine Gewährleistung, wahrscheinlich variiert die Begründung auch bei jedem. Falls sich jemand mit dem russischen Aberglauben auskennt und gravierende Fehler in meinem Bericht entdeckt, bitte melden. Ich werde sie natürlich ganz schnelle verbergen. Über neue, mir noch nicht bekannte abergläubische Riten und Sitten würde ich mich auch freuen!
Liebste Grüße aus dem verschneiten Moskau,
Olga
Donnerstag, 17. Dezember 2009
Es wird kalt!
Hallo Leute,
und wieder mal gibt es einen weekly digest über meine Zeit hier in Moskau.
Diese Woche ist es unglaublich kalt geworden. Die Temperatur ist auf minus 25 Grad runtergegangen. Alles Wasser ist zugefroren, in den Parks wurden Eislaufbahnen aufgestellt, ich kann beim Ausatmen meinen Atem sehen und meine Nase läuft, als ob ich eine Stunde joggen war. Ich pack mich also in meine warmsten Pullis ein und zieh Strumpfhosen unter meine Jeans und in meine Winterjacke an, die ich bereits vor ca. 5 Jahren von einer Freundin von meiner Mutter geschenkt bekommen hatte aber noch nie angezogen hatte. Damit sehe ich aus wie ein großes Kind, aber dafür ist mir immer warm. Nach dem dritten Tag kommt es mir gar nicht mehr so kalt vor. Nur meine Finger sind immer am abfrieren. Der Schmerz ist manchmal unglaublich intens, als ob meine Finger immer mehr zwischen der Tür eingeklemmt werden. Irgendwann ging der Schmerz weg und ich habe mich sehr gefreut. Als ich es dann meiner Vermieterin erzählte, hat sie sich leider nicht mit mir gefreut, sondern darauf bestanden, dass ich das nächste mal ihre Handschuhe anziehe. Anscheinend ist es nicht so gut, wenn der Schmerz irgendwann weggeht...
Ich arbeite immer noch hauptsächlich an der Datenbank der Kammer, bin nun aber endlich fast fertig. Das heißt, ich habe gestern die letzten 10 Firmen angeschrieben und werde sie, wenn sie mir bis morgen nicht antworten, anrufen. Letzte Woche konnte ich aber auch bei Treffen zwischen einer deutschen und mehreren russischen Firmen als Übersetzerin helfen. Am Anfang saß ich aber nur da und hab nix verstanden, denn die deutsche Firma produziert Handpumpen für Flüssigkeiten und sucht einen russischen Vertiebspartner für ihre Produkte. Am Anfang wusste ich also gar nicht, worüber es auf deutsch ging, geschweige denn auf russisch. Nachher aber war es ganz nett und hat Spaß gemacht, zusammen mit der deutschen Firma die russischen Firmen kennen zu lernen. Überraschenderweise hat mich die Frau von der deustchen Firma danach sogar gefragt, ob sie meine Kontaktdaten haben könne und ob ich nochmal für sie übersetzen wolle. Das ist natürlich sehr schmeichelhaft für mich, aber sie überschätzt meine Russisch-Kenntnisse bei weitem, denn sie hat mich ja nur auf deutsch verstanden :-))
Morgen haben wir dann die Betriebsweihnachtsfeier. Wir werden in einem Restaurant gemeinsam essen, singen und tanzen. Außerdem wichteln wir. Ich musste ein Geschenk für einen 50-jährigen Kollegen kaufen. Ich entschied mich für einen Jahreskalender, da kann man, glaube ich, nicht viel falsch machen:-) Am letzten Wochenende war ich dann auch noch andere Geschenke kaufen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es fast nur drei Kategorien von Läden gibt: Klamottenläden, Schuhläden und Ramschläden. Wo soll man da ein gescheites Geschenk kaufen?! Nach einer Ewigkeit habe ich dann doch noch das gefunden, wonach ich gesucht habe. Leider bin ich noch nicht ganz fertig für dieses Jahr. Es gibt auch viel mehr Verkehr zu viel späteren Zeiten in Moskau, so sind nun selbst um 10 Uhr nachts Staus keine Seltenheit.
Nächste Woche kommt ja die Juliane zu mir zu Besuch! Dafür nehme ich mir dann ab Mittwoch die Woche frei, muss aber leider ab Montag bis Silvester arbeiten. Freue mich schon auf ihren Besuch und unsere Zeit hier zusammen. Da kein weiterer Besuch im Januar kommt, habe ich meine Pläne nun geändert und werde selbst eine Tour machen. Eine russische Freundin von mir hat nämlich noch ein Visum für die EU bis Mitte Januar und will die letzten Tage ausnutzen. Wir werden also am 1. Januar um 10 Uhr morgens (Ja, es wird eine sehr kurze Nacht und ein sehr langer Tag.) von Moskau nach St. Petersburg und dann gleich weiter nach Helsinki fahren. In Helsinki bleiben wir zwei Tage und fahren dann weiter nach Tallinn mit einer Fähre. Dort werden wir wieder zwei Tage verweilen und uns dann nach Stockholm aufmachen, wieder mit einer Fähre. In Stockholm bleibe ich dann bis zum 9. Januar und werde dann hoffendlich am 10. Januar wieder in Moskau ankommen. Die Reiseroute haben wir nun schon und auch die Tickets für die Transportmittel, nur die Zeit in den Städten ist noch nicht ganz verplant. Wird also noch etwas dauern, bis alles sicher ist. Darüber werde ich euch natürlich auch schreiben.
Ach ja, was ich euch in meinem letzten Bericht geschrieben habe über das British Center in Moskau, ist falsch. Anscheinend mussten nur die British Center in den Regionen schließen, in Moskau ist das Büro noch geöffnet. Ich habe mal einen sehr informativen Bericht gelesen, kann ihn nun aber leider nicht finden.
Bald werde ich euch eine Zusammenfassung über meine Recherchen zum Aberglauben in Russland schreiben. Darauf könnt ihr euch freuen!
Warme Grüße aus dem kalten Moskau
Olga
und wieder mal gibt es einen weekly digest über meine Zeit hier in Moskau.
Diese Woche ist es unglaublich kalt geworden. Die Temperatur ist auf minus 25 Grad runtergegangen. Alles Wasser ist zugefroren, in den Parks wurden Eislaufbahnen aufgestellt, ich kann beim Ausatmen meinen Atem sehen und meine Nase läuft, als ob ich eine Stunde joggen war. Ich pack mich also in meine warmsten Pullis ein und zieh Strumpfhosen unter meine Jeans und in meine Winterjacke an, die ich bereits vor ca. 5 Jahren von einer Freundin von meiner Mutter geschenkt bekommen hatte aber noch nie angezogen hatte. Damit sehe ich aus wie ein großes Kind, aber dafür ist mir immer warm. Nach dem dritten Tag kommt es mir gar nicht mehr so kalt vor. Nur meine Finger sind immer am abfrieren. Der Schmerz ist manchmal unglaublich intens, als ob meine Finger immer mehr zwischen der Tür eingeklemmt werden. Irgendwann ging der Schmerz weg und ich habe mich sehr gefreut. Als ich es dann meiner Vermieterin erzählte, hat sie sich leider nicht mit mir gefreut, sondern darauf bestanden, dass ich das nächste mal ihre Handschuhe anziehe. Anscheinend ist es nicht so gut, wenn der Schmerz irgendwann weggeht...
Ich arbeite immer noch hauptsächlich an der Datenbank der Kammer, bin nun aber endlich fast fertig. Das heißt, ich habe gestern die letzten 10 Firmen angeschrieben und werde sie, wenn sie mir bis morgen nicht antworten, anrufen. Letzte Woche konnte ich aber auch bei Treffen zwischen einer deutschen und mehreren russischen Firmen als Übersetzerin helfen. Am Anfang saß ich aber nur da und hab nix verstanden, denn die deutsche Firma produziert Handpumpen für Flüssigkeiten und sucht einen russischen Vertiebspartner für ihre Produkte. Am Anfang wusste ich also gar nicht, worüber es auf deutsch ging, geschweige denn auf russisch. Nachher aber war es ganz nett und hat Spaß gemacht, zusammen mit der deutschen Firma die russischen Firmen kennen zu lernen. Überraschenderweise hat mich die Frau von der deustchen Firma danach sogar gefragt, ob sie meine Kontaktdaten haben könne und ob ich nochmal für sie übersetzen wolle. Das ist natürlich sehr schmeichelhaft für mich, aber sie überschätzt meine Russisch-Kenntnisse bei weitem, denn sie hat mich ja nur auf deutsch verstanden :-))
Morgen haben wir dann die Betriebsweihnachtsfeier. Wir werden in einem Restaurant gemeinsam essen, singen und tanzen. Außerdem wichteln wir. Ich musste ein Geschenk für einen 50-jährigen Kollegen kaufen. Ich entschied mich für einen Jahreskalender, da kann man, glaube ich, nicht viel falsch machen:-) Am letzten Wochenende war ich dann auch noch andere Geschenke kaufen. Dabei ist mir aufgefallen, dass es fast nur drei Kategorien von Läden gibt: Klamottenläden, Schuhläden und Ramschläden. Wo soll man da ein gescheites Geschenk kaufen?! Nach einer Ewigkeit habe ich dann doch noch das gefunden, wonach ich gesucht habe. Leider bin ich noch nicht ganz fertig für dieses Jahr. Es gibt auch viel mehr Verkehr zu viel späteren Zeiten in Moskau, so sind nun selbst um 10 Uhr nachts Staus keine Seltenheit.
Nächste Woche kommt ja die Juliane zu mir zu Besuch! Dafür nehme ich mir dann ab Mittwoch die Woche frei, muss aber leider ab Montag bis Silvester arbeiten. Freue mich schon auf ihren Besuch und unsere Zeit hier zusammen. Da kein weiterer Besuch im Januar kommt, habe ich meine Pläne nun geändert und werde selbst eine Tour machen. Eine russische Freundin von mir hat nämlich noch ein Visum für die EU bis Mitte Januar und will die letzten Tage ausnutzen. Wir werden also am 1. Januar um 10 Uhr morgens (Ja, es wird eine sehr kurze Nacht und ein sehr langer Tag.) von Moskau nach St. Petersburg und dann gleich weiter nach Helsinki fahren. In Helsinki bleiben wir zwei Tage und fahren dann weiter nach Tallinn mit einer Fähre. Dort werden wir wieder zwei Tage verweilen und uns dann nach Stockholm aufmachen, wieder mit einer Fähre. In Stockholm bleibe ich dann bis zum 9. Januar und werde dann hoffendlich am 10. Januar wieder in Moskau ankommen. Die Reiseroute haben wir nun schon und auch die Tickets für die Transportmittel, nur die Zeit in den Städten ist noch nicht ganz verplant. Wird also noch etwas dauern, bis alles sicher ist. Darüber werde ich euch natürlich auch schreiben.
Ach ja, was ich euch in meinem letzten Bericht geschrieben habe über das British Center in Moskau, ist falsch. Anscheinend mussten nur die British Center in den Regionen schließen, in Moskau ist das Büro noch geöffnet. Ich habe mal einen sehr informativen Bericht gelesen, kann ihn nun aber leider nicht finden.
Bald werde ich euch eine Zusammenfassung über meine Recherchen zum Aberglauben in Russland schreiben. Darauf könnt ihr euch freuen!
Warme Grüße aus dem kalten Moskau
Olga
Montag, 7. Dezember 2009
Gute Neuigkeiten :-)
Hallo!
Ich melde mich mal wieder mit einem kleinen Bericht. Mir gehts immer noch gut, aber langsam wird es wirklich kalt. Heute hat es auch schon geschneit, ich habe mich über den Schnee sehr gefreut! Mal schauen, ob die Freude morgen noch anhält. Denn es ist zu befürchten, dass morgen nur noch dreckiger Matsch übrigbleiben wird. Und ich muss wohl bald meinen Mantel anziehen, den ich fünf Jahre lang in meinem Schrank gebunkert hatte. Endlich kann er sich beweisen.
Die letzten Wochen war ich wie die bisherigen sehr viel unterwegs. So war ich letzte Woche nicht vor 11 Uhr zu Hause. Ihr denkt euch bestimmt, wo treibe ich mich nur rum? Ich bin gar nicht so viel unterwegs, ich treffe mich nur mit Freunden oder gehe zu Veranstaltungen nach der Arbeit. Moskau ist aber so groß, dass es ziemlich zeitaufwendig ist, sich mit jemandem zu treffen. Und selbst wenn ich mich nur mit jemandem von 7 bis 10 in einem Cafe treffe, bin ich erst um 11 zu Hause. Ich befinde mich ständig in einem Wettlauf mit der Zeit, den ich leider oftmals verliere. So wollte ich z.B. am Donnerstag zu der Premiere des deutschen Filmfestivals gehen, bei der ich auf einer Gästeliste durch eine Freundin stand. Da ich noch vorher zu einer Bibliothek mit unglaublich schlechten Öffnungszeiten musste, traf ich beim Kino zu spät ein, da alle Plätze aufgrund eines zu hohen Andrangs vergeben waren. Meine Annahme, dass ich durch die Liste automatisch einen Platz kriegen würde, war leider falsch und ich sehr traurig.
Trotzdem kann ich noch viele Sachen nach der Arbeit machen. So war ich die letzten Wochen auf einer Fotoausstellung über John Lennon und Yoko Ono, habe ein paar tolle Cafes entdeckt, war auf einem Vortrag über eine Ostafrika Reise, auf einem Couch Surfing Treffen, auf einem klassischen Musikkonzert und ganz wichtig: im Kreml. Endlich habe ich es dorthin geschafft und war sehr begeistert! Vor allem von einer Ausstellung über die Waffenkammer und Schmuckproduktion war ich fasziniert und will unbedingt nochmal dorthin gehen. Wir waren zwar schon viereinhalb Stunden auf dem Gelände, gereicht hat es mir jedoch nicht. Außerdem werde ich die nächsten zwei Wochen noch fleißig in die Bibliothek gehen und für den Englisch Test lernen, den ich hier ablegen werde.
Ich habe auch noch ein paar frohe Meldungen zu verkünden. Zum einen habe ich endlich die Note für meine Bachelorarbeit erfahren, die nicht besser hätte sein können! Zum anderen kann ich vermelden, dass ich hohen Besuch aus Frankfurt erwarte, und zwar über Weihnachten! Juliane muss nur noch auf die Gnädigkeit der russischen Behörden hoffen.
Für einen anderen, der nun leider Engländer ist, sind die russischen Vorschriften nicht so gnädig. Da zeigt sich, wie Politik die Reisemöglichkeiten von Menschen behindern kann. Nach dem Tod des russischen Ex-Agenten Litwinenko 2006 wurden die Beziehungen zwischen England und Russland immer schlechter, so dass selbst das British Council, das englische Equivalent zu unserem Goethe-Institut, in Russland schließen musste. Die schlechte Beziehungen wirken sich auch in einer strikten und vor allem kostspieligen Visa-Vergabe Politik aus. So muss ein Engländer für ein Visum nach Russland ca 130 Euro Konsulargebühren zahlen im Vergleich zu 35 Euro für einen Deutschen. Das selbe gilt natürlich auch für die Russen, die nach England zu reisen veruschen. Denn die Botschaften spielen das Spiel: Wie du mir, so ich dir.
So, ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen gehabt und würde mich über Kommentare von euch sehr freuen :-)
Liebe Grüße aus dem verschneiten Moskau.
Olga
Ich melde mich mal wieder mit einem kleinen Bericht. Mir gehts immer noch gut, aber langsam wird es wirklich kalt. Heute hat es auch schon geschneit, ich habe mich über den Schnee sehr gefreut! Mal schauen, ob die Freude morgen noch anhält. Denn es ist zu befürchten, dass morgen nur noch dreckiger Matsch übrigbleiben wird. Und ich muss wohl bald meinen Mantel anziehen, den ich fünf Jahre lang in meinem Schrank gebunkert hatte. Endlich kann er sich beweisen.
Die letzten Wochen war ich wie die bisherigen sehr viel unterwegs. So war ich letzte Woche nicht vor 11 Uhr zu Hause. Ihr denkt euch bestimmt, wo treibe ich mich nur rum? Ich bin gar nicht so viel unterwegs, ich treffe mich nur mit Freunden oder gehe zu Veranstaltungen nach der Arbeit. Moskau ist aber so groß, dass es ziemlich zeitaufwendig ist, sich mit jemandem zu treffen. Und selbst wenn ich mich nur mit jemandem von 7 bis 10 in einem Cafe treffe, bin ich erst um 11 zu Hause. Ich befinde mich ständig in einem Wettlauf mit der Zeit, den ich leider oftmals verliere. So wollte ich z.B. am Donnerstag zu der Premiere des deutschen Filmfestivals gehen, bei der ich auf einer Gästeliste durch eine Freundin stand. Da ich noch vorher zu einer Bibliothek mit unglaublich schlechten Öffnungszeiten musste, traf ich beim Kino zu spät ein, da alle Plätze aufgrund eines zu hohen Andrangs vergeben waren. Meine Annahme, dass ich durch die Liste automatisch einen Platz kriegen würde, war leider falsch und ich sehr traurig.
Trotzdem kann ich noch viele Sachen nach der Arbeit machen. So war ich die letzten Wochen auf einer Fotoausstellung über John Lennon und Yoko Ono, habe ein paar tolle Cafes entdeckt, war auf einem Vortrag über eine Ostafrika Reise, auf einem Couch Surfing Treffen, auf einem klassischen Musikkonzert und ganz wichtig: im Kreml. Endlich habe ich es dorthin geschafft und war sehr begeistert! Vor allem von einer Ausstellung über die Waffenkammer und Schmuckproduktion war ich fasziniert und will unbedingt nochmal dorthin gehen. Wir waren zwar schon viereinhalb Stunden auf dem Gelände, gereicht hat es mir jedoch nicht. Außerdem werde ich die nächsten zwei Wochen noch fleißig in die Bibliothek gehen und für den Englisch Test lernen, den ich hier ablegen werde.
Ich habe auch noch ein paar frohe Meldungen zu verkünden. Zum einen habe ich endlich die Note für meine Bachelorarbeit erfahren, die nicht besser hätte sein können! Zum anderen kann ich vermelden, dass ich hohen Besuch aus Frankfurt erwarte, und zwar über Weihnachten! Juliane muss nur noch auf die Gnädigkeit der russischen Behörden hoffen.
Für einen anderen, der nun leider Engländer ist, sind die russischen Vorschriften nicht so gnädig. Da zeigt sich, wie Politik die Reisemöglichkeiten von Menschen behindern kann. Nach dem Tod des russischen Ex-Agenten Litwinenko 2006 wurden die Beziehungen zwischen England und Russland immer schlechter, so dass selbst das British Council, das englische Equivalent zu unserem Goethe-Institut, in Russland schließen musste. Die schlechte Beziehungen wirken sich auch in einer strikten und vor allem kostspieligen Visa-Vergabe Politik aus. So muss ein Engländer für ein Visum nach Russland ca 130 Euro Konsulargebühren zahlen im Vergleich zu 35 Euro für einen Deutschen. Das selbe gilt natürlich auch für die Russen, die nach England zu reisen veruschen. Denn die Botschaften spielen das Spiel: Wie du mir, so ich dir.
So, ich hoffe ihr habt Spaß beim lesen gehabt und würde mich über Kommentare von euch sehr freuen :-)
Liebe Grüße aus dem verschneiten Moskau.
Olga
Dienstag, 24. November 2009
Fotos vom November
Ein zweites Ahoj heute,
ich werde mal ein paar Fotos reinstellen, damit ihr nicht nur langweiligen Text lesen müsst. Natürlich mit netter Beschriftung, wie es sich für ein schönes Fotoalbum gehört :-)
Zuerst ein Foto von meinem Zimmer, damit ihr die wunderbare russische Ausstattung bewundern könnt:

Dann ein paar Bilder von mir mit Leuten, mit denen ich in den letzten Wochen unterwegs war:
Ljuba und ich im Theater (das ich ja langweilig fand)

Ljuba, ich
Bilder vom kubanischen Konzert

Marina, ich, Ben (obere Hälfte)

Gabriele, Andrea, Ben

Ich, Derick

Die Che Guevarra Band
Bilder vom russischen Konzert

Die Menge (sonst war der Club eher lehr)

Die Band (deren Namen ich nicht weiß)
Bilder vom Weihnachtsmarkt in der Deutschen Botschaft

Wir in einer Weihnachtskugel

Marina, Kenny

Ich, Janesh, Kenny, Marina, Tina
Filmabend bei Derick

Marina, Ben, ich

Ben, Kenny, ich

oben: Ben, Kenny, weiß nicht mehr
unten: Andrea, Marina, ich
Sunday Session bei Ben

ich (mit meinen neuen Handschuhen), Olga

Kenn ich nicht mit Handtasche

Kadim (oder so)

Kenn ich nicht, Ben, kenn ich nicht
Sieht irgendwie so aus, als ob ich nur was mit den gleichen Leuten was machen würde, aber es ist nicht so. Habe aber meist nur Fotos bei größeren Treffen gemacht.
Werde auch mal ein paar schöne Moskau Fotos reinstellen. Ich kann aber leider gar nicht genau sagen, ob die Bilder gut sind, denn der Bildschirm bei der Arbeit ist irgendwie kaputt. jedenfalls stimmen die Farben hier nicht.
Lieben Gruß
Olga
ich werde mal ein paar Fotos reinstellen, damit ihr nicht nur langweiligen Text lesen müsst. Natürlich mit netter Beschriftung, wie es sich für ein schönes Fotoalbum gehört :-)
Zuerst ein Foto von meinem Zimmer, damit ihr die wunderbare russische Ausstattung bewundern könnt:
Dann ein paar Bilder von mir mit Leuten, mit denen ich in den letzten Wochen unterwegs war:
Ljuba und ich im Theater (das ich ja langweilig fand)

Ljuba, ich
Bilder vom kubanischen Konzert
Marina, ich, Ben (obere Hälfte)
Gabriele, Andrea, Ben
Ich, Derick
Die Che Guevarra Band
Bilder vom russischen Konzert
Die Menge (sonst war der Club eher lehr)
Die Band (deren Namen ich nicht weiß)
Bilder vom Weihnachtsmarkt in der Deutschen Botschaft
Wir in einer Weihnachtskugel
Marina, Kenny
Ich, Janesh, Kenny, Marina, Tina
Filmabend bei Derick
Marina, Ben, ich
Ben, Kenny, ich
oben: Ben, Kenny, weiß nicht mehr
unten: Andrea, Marina, ich
Sunday Session bei Ben
ich (mit meinen neuen Handschuhen), Olga
Kenn ich nicht mit Handtasche
Kadim (oder so)
Kenn ich nicht, Ben, kenn ich nicht
Sieht irgendwie so aus, als ob ich nur was mit den gleichen Leuten was machen würde, aber es ist nicht so. Habe aber meist nur Fotos bei größeren Treffen gemacht.
Werde auch mal ein paar schöne Moskau Fotos reinstellen. Ich kann aber leider gar nicht genau sagen, ob die Bilder gut sind, denn der Bildschirm bei der Arbeit ist irgendwie kaputt. jedenfalls stimmen die Farben hier nicht.
Lieben Gruß
Olga
Montag, 23. November 2009
Leben in Moskau
Ahoj meine Freunde,
Ich will euch mal erzählen, wie ich meine Zeit hier gestalte.
Morgens bin ich ja immer fleißig am arbeiten, obwohl ich von der Arbeit immer noch nicht übermäßig begeistert bin. Ich habe keinen Betreuer oder Mentor, der sich für mich sinnvolle, die Arbeit der Kammer repräsentierende Aufgaben überlegt. Ich sitze im Sekretariat und kriege von allen Aufgaben, die aber nicht sehr anspruchsvoll sind. Auch ein Gespräch mit einem der Geschäftsführer hat mir nicht viel geholfen. Kurz gesagt, wenn ich etwas anderes machen will oder eine andere Abteilung kennenlernen will, muss ich auf die dafür zuständigen Leute selbst zugehen. Ich habe aber schon zwei Kollegen angesprochen, ob ich ihnen helfen kann, wenn einer der anderen Praktikanten nächste Woche weg ist.
Ein Vorteil meiner Arbeit ist, dass ich mindestens einmal die Woche auf eine interessante Veranstaltung gehen kann. Einmal gab es einen Vortrag in der Deutschen Botschaft von einem Analysten der Weltbank, der die ökonomische Situation Russlands während der Finanzkrise und die weitere mögliche Entwicklung beschrieb. Letzte Woche war ich bei einem Vortrag von Siemens und Mercedens-Benz über ihre Antikorruptions- und Compliance-Maßnahmen. Der Vortrag war sehr interessant, da der Siemens-Russland-Geschäftsführer sehr detailliert über den Korruptionsskandal von 2006 und die Maßnahmen von Siemens gegen die Korruption berichtete. Diesen Mittwoch gibt es dann ein weiteres Event: Es wirde ein Preis von der Kammer an das beste mittelständische Unternehmen in Deutschland und in Russland vergeben. Ich darf dabei das Blumenmädchen spielen und danach vom Buffee Snack und Wein haben :-)
Zwar erfüllt mich meine Arbeit nicht mit unendlicher Freude, dafür sind meine Abende fast immer ausgefüllt. Ich komme meist auch in der Woche erst um 11 oder 12 nach Hause. Denn nach der Arbeit treffe ich mich entweder mit alten Freunden oder mit neuen, die ich nun hier kennengelernt habe. So war ich vorletztes Wochenende auf zwei Konzerten, auf einem kubanischen und auf einem russischen. Leider habe ich die Tickets davon verloren und kann euch nun gar nicht sagen, wie die Gruppen hießen, die kubanische hieß aber Che Guevarra oder so. An einem der Abende war ich dann auch erst um 7 Uhr des nächsten Tages wieder zu Hause. Hier ist es meist so, dass man sich entscheiden muss, ob man um 1 Uhr nachts die letzte Metro nimmt oder bis um 6 Uhr durchmacht oder bei jemandem übernachtet, der näher zum Zentrum wohnt.
Weiterhin war ich in einem sehr interessanten Museum über europäische Impressionisten, die von zwei Russen gesammelt wurden, und ich war im Theater, das ich aber eher langweilig fand. Ich konnte mir nach der ersten Hälfte des Stücks schon das Ende denken und wartete dann nur noch auf den Applaus. Im Kino war ich hier auch schon sehr oft. Zurzeit gibt es hier viele Festivals verschiedener Länder. Letzten Dienstag habe ich einen japanischen Film über das Leben in Tokio nach dem 2. Weltkrieg gesehen. Ich fand den Film so schön, dass ich weinen musste. Am Sonntag habe ich dann einen brasilianischen Film gesehen. Dieser war aber leider nicht so gut, da zum einen der Plot des Film mehrmals sehr merkwürdige Wendungen hatte, zum anderen waren die Untertitel total chaotisch, entweder viel zu langsam oder viel zu schnell. Selbst meine Freundin, eine Russin, konnte dem Ganzen nicht vollkommen folgen.
Ich war auch auf mehreren Filmabenden von einem sehr aktiven Couchsurfing Mitglied. Ich bin immer wieder erstaunt, wie in einem Wohnzimmer und einer Küche an die 40 bis 60 Personen Platz finden und wie die Nachbarn ruhig gestellt werden. Die Wohnungen, da fast nur Plattenbauten, haben nunmal nicht die dicksten schalldämmenden Mauern. Aber villeicht gibt es hier Verständigungen, über die ich nicht informiert worden bin :-) Am Sonntag war ich nach dem Kino auf einer Sunday Session eines Australiers. Wie er erzählte, ist es bei denen Tradition, sich am Sonntag ab 5 in einem Pub oder bei einem Freund zu treffen und zusammen bis spät in die Nacht zu trinken, um dann mit einem Kater am Montag zur Arbeit zu gehen. Interessante Tradition. Ich war bis elf dort, als ich gegangen bin, war der Höhepunkt bestimmt noch nicht erreicht :-)
Noch eine kleine Anekdote am Ende: Anscheinend hatte das Unternehmen Xerox den russischen Kopiermarkt stark durchdrungen. So nennen alle hier eine Kopie und den Kopierautomaten umgangssprachlich Xerox. Das nenne ich mal eine Marktpräsenz!
Ach, und ich bin nun ein stolzer Besitzer von den tollen Finger- und Fäustlinghandschuhen! Ich habe sie mir an ein langes Gummi genäht und habe sie immer in meiner Jacke, kann sie also nie verlieren! :-)
Viele Grüße aus dem viel zu nassen Moskau!
Olga
Ich will euch mal erzählen, wie ich meine Zeit hier gestalte.
Morgens bin ich ja immer fleißig am arbeiten, obwohl ich von der Arbeit immer noch nicht übermäßig begeistert bin. Ich habe keinen Betreuer oder Mentor, der sich für mich sinnvolle, die Arbeit der Kammer repräsentierende Aufgaben überlegt. Ich sitze im Sekretariat und kriege von allen Aufgaben, die aber nicht sehr anspruchsvoll sind. Auch ein Gespräch mit einem der Geschäftsführer hat mir nicht viel geholfen. Kurz gesagt, wenn ich etwas anderes machen will oder eine andere Abteilung kennenlernen will, muss ich auf die dafür zuständigen Leute selbst zugehen. Ich habe aber schon zwei Kollegen angesprochen, ob ich ihnen helfen kann, wenn einer der anderen Praktikanten nächste Woche weg ist.
Ein Vorteil meiner Arbeit ist, dass ich mindestens einmal die Woche auf eine interessante Veranstaltung gehen kann. Einmal gab es einen Vortrag in der Deutschen Botschaft von einem Analysten der Weltbank, der die ökonomische Situation Russlands während der Finanzkrise und die weitere mögliche Entwicklung beschrieb. Letzte Woche war ich bei einem Vortrag von Siemens und Mercedens-Benz über ihre Antikorruptions- und Compliance-Maßnahmen. Der Vortrag war sehr interessant, da der Siemens-Russland-Geschäftsführer sehr detailliert über den Korruptionsskandal von 2006 und die Maßnahmen von Siemens gegen die Korruption berichtete. Diesen Mittwoch gibt es dann ein weiteres Event: Es wirde ein Preis von der Kammer an das beste mittelständische Unternehmen in Deutschland und in Russland vergeben. Ich darf dabei das Blumenmädchen spielen und danach vom Buffee Snack und Wein haben :-)
Zwar erfüllt mich meine Arbeit nicht mit unendlicher Freude, dafür sind meine Abende fast immer ausgefüllt. Ich komme meist auch in der Woche erst um 11 oder 12 nach Hause. Denn nach der Arbeit treffe ich mich entweder mit alten Freunden oder mit neuen, die ich nun hier kennengelernt habe. So war ich vorletztes Wochenende auf zwei Konzerten, auf einem kubanischen und auf einem russischen. Leider habe ich die Tickets davon verloren und kann euch nun gar nicht sagen, wie die Gruppen hießen, die kubanische hieß aber Che Guevarra oder so. An einem der Abende war ich dann auch erst um 7 Uhr des nächsten Tages wieder zu Hause. Hier ist es meist so, dass man sich entscheiden muss, ob man um 1 Uhr nachts die letzte Metro nimmt oder bis um 6 Uhr durchmacht oder bei jemandem übernachtet, der näher zum Zentrum wohnt.
Weiterhin war ich in einem sehr interessanten Museum über europäische Impressionisten, die von zwei Russen gesammelt wurden, und ich war im Theater, das ich aber eher langweilig fand. Ich konnte mir nach der ersten Hälfte des Stücks schon das Ende denken und wartete dann nur noch auf den Applaus. Im Kino war ich hier auch schon sehr oft. Zurzeit gibt es hier viele Festivals verschiedener Länder. Letzten Dienstag habe ich einen japanischen Film über das Leben in Tokio nach dem 2. Weltkrieg gesehen. Ich fand den Film so schön, dass ich weinen musste. Am Sonntag habe ich dann einen brasilianischen Film gesehen. Dieser war aber leider nicht so gut, da zum einen der Plot des Film mehrmals sehr merkwürdige Wendungen hatte, zum anderen waren die Untertitel total chaotisch, entweder viel zu langsam oder viel zu schnell. Selbst meine Freundin, eine Russin, konnte dem Ganzen nicht vollkommen folgen.
Ich war auch auf mehreren Filmabenden von einem sehr aktiven Couchsurfing Mitglied. Ich bin immer wieder erstaunt, wie in einem Wohnzimmer und einer Küche an die 40 bis 60 Personen Platz finden und wie die Nachbarn ruhig gestellt werden. Die Wohnungen, da fast nur Plattenbauten, haben nunmal nicht die dicksten schalldämmenden Mauern. Aber villeicht gibt es hier Verständigungen, über die ich nicht informiert worden bin :-) Am Sonntag war ich nach dem Kino auf einer Sunday Session eines Australiers. Wie er erzählte, ist es bei denen Tradition, sich am Sonntag ab 5 in einem Pub oder bei einem Freund zu treffen und zusammen bis spät in die Nacht zu trinken, um dann mit einem Kater am Montag zur Arbeit zu gehen. Interessante Tradition. Ich war bis elf dort, als ich gegangen bin, war der Höhepunkt bestimmt noch nicht erreicht :-)
Noch eine kleine Anekdote am Ende: Anscheinend hatte das Unternehmen Xerox den russischen Kopiermarkt stark durchdrungen. So nennen alle hier eine Kopie und den Kopierautomaten umgangssprachlich Xerox. Das nenne ich mal eine Marktpräsenz!
Ach, und ich bin nun ein stolzer Besitzer von den tollen Finger- und Fäustlinghandschuhen! Ich habe sie mir an ein langes Gummi genäht und habe sie immer in meiner Jacke, kann sie also nie verlieren! :-)
Viele Grüße aus dem viel zu nassen Moskau!
Olga
Samstag, 7. November 2009
Infos, Infos, Infos...
Hallo ihr Lieben,
Ein paar wichtige Informationen :-D
Erstens, ich bin noch nicht erfroren. Letzte Woche hatten wir ca. minus 3 Grad, was ich sehr angenehm fand. Am Freitag hatte es sogar geschneit )Ich hab mich wie ein kleines Kind gefreut :-))Seit dem WE ist es aber leider waermer geworden und es regnet nun, was ich nicht so toll finde. Fuer mich ist glaub ich besser, wenn es kalt und trocken als warm und nass ist.
Zweitens, ich wollte meinen Trip nach Kairo in Bildern nochmal rekapitulieren. Jedoch hatte ich selbst keine Fotos machen koennen und dachte mir, dass ich welche bei StudieVZ klauen koennte. Bei meinem schon fertig geschriebenen Post kann man aber leider immer nur das Logo von Studi anstatt den Bildern sehen. Mal gucken, ob ich doch noch ein paar Bilder bekomme, die ich dann hier reinstellen kann. Aber keine Sorge, von Moskau wird es bestimmt Fotos geben, da ich einen neuen Fotoapparat habe und mit ihm bald wie ein Touri durch die Stadt laufen werde.
Drittens, ich habe hier nur auf der Arbeit Internet, fuer Zuhause muesste ich mir einen W-Lan selbst besorgen, aber ich glaub das lohnt sich nicht. Habe hier auch nur Skype an, dass ich mit dem PC nachts anlasse. Also, wenn ich euch nicht zurueck schreibe, heisst es, dass ich schon zu Hause, oder zumindest nicht mehr auf der Arbeit bin.
Und nun mein erster kleiner Bericht:
Nach einem sehr angenehmen Flug (da das Flugzeut halb leer war) wurde ich am Moskauer Flughafen von einer guten Freundin empfangen. Natuerlich waren die anderen Russen (also eigentlich alle) nicht ganz so freundlich zu mir. Denn wie heisst es doch so schoen in Russland: Man schenkt nicht einfach jedem ein Laecheln, das muss man sich erst verdienen. Meine Freundin und ich waren dann auf zu meiner neuen Bleibe, zuerst mit einer sogenannten Marschrutka und dann spaeter mit der Metro. Nach einem unendlich langen Fussmarsch, an 14 Hausnummern vorbei (Eine kann Hausnummer kann hier von einer Querstrasse bis zur naechsten gehen, da an die eine Hausnummer, noch weitere Gebaeude und dann noch verschiedene Eingaenge angehaengt werden.), erreichten wir endlich meine Wohnung.
Die naechsten Tage habe ich dann einen geeigneten Weg zur Arbeit gesucht und war nun zwischenzeitlich erfoglreich. Ich brauche nur noch 30-40 Minuten (ohne die Staus in der rush hour mitgerechnet) zur Arbeit! Das ist sehr gut fuer Moskauer Verhaeltnisse! Ich habe auch schon das Ehepaar, bei dem ich wohne, gefragt, ob Freunde bei mir uebernachten koennen, und sie haben es mir erlaubt. Also sind alle Moskau-Angsthasen, die nun doch ueberlegen zu kommen, herzlich willkommen :-)
Was mir gleich am Anfang aufgefallen ist, ist die uebertriebene Angst der Russen vor der Grippe. Man kann es schon Grippophobie nennen. Viele Leute, auch junge, sind in der Metro mit Atemmasken unterwegs. Alle bekommen eine Impfung vielleicht auch zwei, da das Virus ja sehr schnell mutiert. Man muss, wenn man irgendwo hinkommt, sofort seine Haende waschen und meine Vermieterin will, dass ich mir irgendeine komische Creme in die Nase schmiere, die mich dann vor den Viren schuetzen soll. Ich mache das auch, damit sie beruhigt ist. Ausserdem legen meine Vermieter geschnittenen Knoblauch in mein Zimmer, weil sie meinen, dass dadurch die Viren absterben wuerden.
In der ersten Woche war ich bereits viel unterwegs, sodass mir die Zeit hier schon viel laenger vorkommt. Natuerlich muss ich jeden Tag von 9 bis 6 arbeiten und bin danach Abends noch oefters unterwegs. Ich habe mich bereits ein paar mal mit meinen Freunden getroffen, hab mit ihnen Gluehwein gemacht, war im Kino (oder wollte es, aber die Karten waren schon ausverkauft), bei Filmabenden und gestern Abend im Theater. Das Stueck war aber eher langweilig, nach einer halben Stunde konnte ich schon den Rest erahnen.
Da am Mittwoch hier Feiertag war (Tag der Einheit oder so. Die Regierung musste einen neuen Feiertag einfuehren, da alte Feiertage wie der Tag der Revolution weggefallen sind. Den wirklichen Sinn des neuen Feiertags wissen jedoch nicht wirklich viele Russen.), war ich am Dienstagabend mit einer Freundin unterwegs und habe mich mit einem zukuenftigen Tandem-Partner getroffen. Am Mittwoch war ich dann in einen riesigen und ueberteuerten Einkaufszentrum einkaufen (Aber nur weil ich unbedingt eine weisse Bluse fuer die Arbeit kaufen musste. Meine habe ich bei meinem Papa in Deutschland auf dem Bett liegen gelassen.) und danach zu einem Filmabend der Couchsurfing Gruppe. Ein paar von euch werden davon schon gehoert haben, es ist immer sehr interessant, da sehr viele verschiedene Leute dort zusammen kommen.
Nun zu meiner Arbeit: Leider scheint sie nicht so abwechslungsreich zu werden wie meine bisherigen Praktika. Bei der AHK ist die Datenbank ihrer Mitglieder total durcheinander und zum Teil sehr veraltet. Meine Aufgabe ist nun die Pflege und Aktualisierung der Datenbank. Aber am Mittwoch werde ich ein Mitarbeitergespraech haben mit den Chef und werde mal ein bisschen die Initiative ergreifen. Wuenscht mir Glueck!
Also, ich werd mich dann mal auf meine Arbeit stuerzen. Ich hoffe, Ihr schreibt mir mal, und erheitert meinen Arbeitstag!
Viele Gruesse aus dem weiten Osten!
Olga
Ein paar wichtige Informationen :-D
Erstens, ich bin noch nicht erfroren. Letzte Woche hatten wir ca. minus 3 Grad, was ich sehr angenehm fand. Am Freitag hatte es sogar geschneit )Ich hab mich wie ein kleines Kind gefreut :-))Seit dem WE ist es aber leider waermer geworden und es regnet nun, was ich nicht so toll finde. Fuer mich ist glaub ich besser, wenn es kalt und trocken als warm und nass ist.
Zweitens, ich wollte meinen Trip nach Kairo in Bildern nochmal rekapitulieren. Jedoch hatte ich selbst keine Fotos machen koennen und dachte mir, dass ich welche bei StudieVZ klauen koennte. Bei meinem schon fertig geschriebenen Post kann man aber leider immer nur das Logo von Studi anstatt den Bildern sehen. Mal gucken, ob ich doch noch ein paar Bilder bekomme, die ich dann hier reinstellen kann. Aber keine Sorge, von Moskau wird es bestimmt Fotos geben, da ich einen neuen Fotoapparat habe und mit ihm bald wie ein Touri durch die Stadt laufen werde.
Drittens, ich habe hier nur auf der Arbeit Internet, fuer Zuhause muesste ich mir einen W-Lan selbst besorgen, aber ich glaub das lohnt sich nicht. Habe hier auch nur Skype an, dass ich mit dem PC nachts anlasse. Also, wenn ich euch nicht zurueck schreibe, heisst es, dass ich schon zu Hause, oder zumindest nicht mehr auf der Arbeit bin.
Und nun mein erster kleiner Bericht:
Nach einem sehr angenehmen Flug (da das Flugzeut halb leer war) wurde ich am Moskauer Flughafen von einer guten Freundin empfangen. Natuerlich waren die anderen Russen (also eigentlich alle) nicht ganz so freundlich zu mir. Denn wie heisst es doch so schoen in Russland: Man schenkt nicht einfach jedem ein Laecheln, das muss man sich erst verdienen. Meine Freundin und ich waren dann auf zu meiner neuen Bleibe, zuerst mit einer sogenannten Marschrutka und dann spaeter mit der Metro. Nach einem unendlich langen Fussmarsch, an 14 Hausnummern vorbei (Eine kann Hausnummer kann hier von einer Querstrasse bis zur naechsten gehen, da an die eine Hausnummer, noch weitere Gebaeude und dann noch verschiedene Eingaenge angehaengt werden.), erreichten wir endlich meine Wohnung.
Die naechsten Tage habe ich dann einen geeigneten Weg zur Arbeit gesucht und war nun zwischenzeitlich erfoglreich. Ich brauche nur noch 30-40 Minuten (ohne die Staus in der rush hour mitgerechnet) zur Arbeit! Das ist sehr gut fuer Moskauer Verhaeltnisse! Ich habe auch schon das Ehepaar, bei dem ich wohne, gefragt, ob Freunde bei mir uebernachten koennen, und sie haben es mir erlaubt. Also sind alle Moskau-Angsthasen, die nun doch ueberlegen zu kommen, herzlich willkommen :-)
Was mir gleich am Anfang aufgefallen ist, ist die uebertriebene Angst der Russen vor der Grippe. Man kann es schon Grippophobie nennen. Viele Leute, auch junge, sind in der Metro mit Atemmasken unterwegs. Alle bekommen eine Impfung vielleicht auch zwei, da das Virus ja sehr schnell mutiert. Man muss, wenn man irgendwo hinkommt, sofort seine Haende waschen und meine Vermieterin will, dass ich mir irgendeine komische Creme in die Nase schmiere, die mich dann vor den Viren schuetzen soll. Ich mache das auch, damit sie beruhigt ist. Ausserdem legen meine Vermieter geschnittenen Knoblauch in mein Zimmer, weil sie meinen, dass dadurch die Viren absterben wuerden.
In der ersten Woche war ich bereits viel unterwegs, sodass mir die Zeit hier schon viel laenger vorkommt. Natuerlich muss ich jeden Tag von 9 bis 6 arbeiten und bin danach Abends noch oefters unterwegs. Ich habe mich bereits ein paar mal mit meinen Freunden getroffen, hab mit ihnen Gluehwein gemacht, war im Kino (oder wollte es, aber die Karten waren schon ausverkauft), bei Filmabenden und gestern Abend im Theater. Das Stueck war aber eher langweilig, nach einer halben Stunde konnte ich schon den Rest erahnen.
Da am Mittwoch hier Feiertag war (Tag der Einheit oder so. Die Regierung musste einen neuen Feiertag einfuehren, da alte Feiertage wie der Tag der Revolution weggefallen sind. Den wirklichen Sinn des neuen Feiertags wissen jedoch nicht wirklich viele Russen.), war ich am Dienstagabend mit einer Freundin unterwegs und habe mich mit einem zukuenftigen Tandem-Partner getroffen. Am Mittwoch war ich dann in einen riesigen und ueberteuerten Einkaufszentrum einkaufen (Aber nur weil ich unbedingt eine weisse Bluse fuer die Arbeit kaufen musste. Meine habe ich bei meinem Papa in Deutschland auf dem Bett liegen gelassen.) und danach zu einem Filmabend der Couchsurfing Gruppe. Ein paar von euch werden davon schon gehoert haben, es ist immer sehr interessant, da sehr viele verschiedene Leute dort zusammen kommen.
Nun zu meiner Arbeit: Leider scheint sie nicht so abwechslungsreich zu werden wie meine bisherigen Praktika. Bei der AHK ist die Datenbank ihrer Mitglieder total durcheinander und zum Teil sehr veraltet. Meine Aufgabe ist nun die Pflege und Aktualisierung der Datenbank. Aber am Mittwoch werde ich ein Mitarbeitergespraech haben mit den Chef und werde mal ein bisschen die Initiative ergreifen. Wuenscht mir Glueck!
Also, ich werd mich dann mal auf meine Arbeit stuerzen. Ich hoffe, Ihr schreibt mir mal, und erheitert meinen Arbeitstag!
Viele Gruesse aus dem weiten Osten!
Olga
Freitag, 6. November 2009
Rekapitulation von Kairo in Bildern
Hallo ihr Lieben,
ich bin nun in Moskau und hatte etwas Zeit, meinen Urlaub in Kairo zu ueberdenken und will euch ein paar meiner Eindruecke in Bildern zeigen.
Wir konnten ja, wie bereits erzaehlt, bei einem Freund meiner Mutter bleiben. Auf diesem Foto seht ihr, wo wir gelebt haben. Jedoch sah es ueberall ziemlich aehnlich aus, so dass man die einzelnen Strassen schwer unterscheiden konnte. Mir ist aber ein Zaun mit haesslichen Blumen aufgefallen, den sonst keiner gesehen hat, und so konnten wir uns nachts immer gut orientieren.

Hier habe ich ein paar typische Touristenfotos, die mehr oder weniger gelungen sind. Dazu muss ich aber sagen, dass ich fast immer gezwungen wurde, fuer diese Fotos zu posieren!



Schoen, aber auch sehr anstrengend wegen den aufdringlichen Verkaeufern waren Ausfluege auf den Al Khalili Bazaar, einem der bekanntesten und groessten Bazaare im Orient. (So weit ich es weiss. Alle Angaben ohne Gewaehr.)

Unangenehm war für mich der Zwang, beim Besuch von bestimmten Sehenswuerdigkeiten (hier natuerlich vor allem die Moscheen), Kopftuecher tragen zu muessen.


Sehr nett fand ich es aber, als wir Aegypter kennenlernten und uns mit ihnen getroffen hatten. Die meisten Leute lernten wir auf einer Party von einem Kollegen von meiner Freundin kennen. Er organiesiert bei sich jeden Donnerstagabend (das Wochenende faengt bei ihnen am Donnerstag an) Treffen, wobei meist den ganzen Abend Tischfussball gespielt wird. Auch ich habe mein Bestes versucht, leider ohne nennenswerten Erfolg. (Das heisst, meine Mannschaft hat immer verloren...)


Nach den ganzen Verausgabungen haben wir uns mit einem Besuch bei McDonalds gestaerkt. Man sieht, dass ich wie immer begeistert bin.

Liebe Gruesse
Olga
ich bin nun in Moskau und hatte etwas Zeit, meinen Urlaub in Kairo zu ueberdenken und will euch ein paar meiner Eindruecke in Bildern zeigen.
Wir konnten ja, wie bereits erzaehlt, bei einem Freund meiner Mutter bleiben. Auf diesem Foto seht ihr, wo wir gelebt haben. Jedoch sah es ueberall ziemlich aehnlich aus, so dass man die einzelnen Strassen schwer unterscheiden konnte. Mir ist aber ein Zaun mit haesslichen Blumen aufgefallen, den sonst keiner gesehen hat, und so konnten wir uns nachts immer gut orientieren.

Hier habe ich ein paar typische Touristenfotos, die mehr oder weniger gelungen sind. Dazu muss ich aber sagen, dass ich fast immer gezwungen wurde, fuer diese Fotos zu posieren!



Schoen, aber auch sehr anstrengend wegen den aufdringlichen Verkaeufern waren Ausfluege auf den Al Khalili Bazaar, einem der bekanntesten und groessten Bazaare im Orient. (So weit ich es weiss. Alle Angaben ohne Gewaehr.)

Unangenehm war für mich der Zwang, beim Besuch von bestimmten Sehenswuerdigkeiten (hier natuerlich vor allem die Moscheen), Kopftuecher tragen zu muessen.


Sehr nett fand ich es aber, als wir Aegypter kennenlernten und uns mit ihnen getroffen hatten. Die meisten Leute lernten wir auf einer Party von einem Kollegen von meiner Freundin kennen. Er organiesiert bei sich jeden Donnerstagabend (das Wochenende faengt bei ihnen am Donnerstag an) Treffen, wobei meist den ganzen Abend Tischfussball gespielt wird. Auch ich habe mein Bestes versucht, leider ohne nennenswerten Erfolg. (Das heisst, meine Mannschaft hat immer verloren...)


Nach den ganzen Verausgabungen haben wir uns mit einem Besuch bei McDonalds gestaerkt. Man sieht, dass ich wie immer begeistert bin.

Liebe Gruesse
Olga
Freitag, 30. Oktober 2009
Letzte Grüße aus Deutschland
Hallo an Alle,
nun bin ich fast auf dem Weg nach Moskau. Zwischenzeitlich hatte ich schon die Befürchtung, dass es nicht klappen könnte. Vor allem aufgrund des Visums hatte ich einige Alpträume durchzustehen. Am Ende war es auch knapp. Zuerst kam die Einladung, die für das Visum unerlässlich ist, erst 2 1/2 Wochen vor dem Reisebeginn aus Moskau an, damit musste ich dann zum Konsulat nach München.
Meine Mutter hat noch die größten stereotypischen Vorstellungen von Angelegenheiten mit den Behörden und sagte mir ich müsse mich auf endloses Warten in einer endlosen Schlange vorbereiten (sie sagt immer solche Sachen, so z.B. dass alle Russinen sich schminken und auf 10 cm hohen Absätzen gehen usw.). Als ich dann am Freitag vor zwei Wochen in dem nach sowjetischem Einrichtungsstil anmutendem Gebäude stand, war ich bereits nach einer halben Stunde fertig.
Doch sollte sich das Abholen als ein schwieriges Unterfangen herausstellen. Denn mein Lieblingsmotto ist natürlich: Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht. Zum Abholen des Visums bekommt man einen kleinen Schein, kleiner als ein A6 Blatt und mit einer Nummer und Namen versehen. Damit kann jeder den Reisepass abholen. Da ich zur Abholzeit im Urlaub (siehe 1. Post) war, habe ich eine Freundin in München (die liebe Rania) gebeten, für mich zum Konsulat zu gehen, und ihr den Schein per Post hingeschickt. Leider kam der Schein bei ihr nicht an, sondern bei meiner Mutter. Denn ich hatte beim Schreiben einen Fehler gemacht und der Brief wurde an mich (und als Nachsendung an meine Mutter) geschickt. Rania hat dann versucht, ohne den Zettel den Pass abzuholen - erfolglos. Als meine Mutter, aus dem Urlaub wiederkehrend, den Brief entdeckt hat, hat sie ihn per Eilpost nach München geschickt und ich bin für alle Fälle nochmal selbst aus Frankfurt nach München gefahren. Ich und der Brief kamen rechtzeitig an und ich konnte den Pass abholen. Ich habe dann beim Abholen erfahren, dass bei Verlust des Zettels nur eine staatliche Behörde, wie Polizei oder Kreisverwaltungsamt des Bezirks, der mir den Pass ausgestellt hat, den Reisepass zurückverlangen kann. Denn er gehört nicht mir, sondern ist Staatseigentum!! Also ein Tipp an alle: Wenn ihr einen Reisepass beim Konsulat abgebt, verliert den Zettel nicht!
Nachdem alle möglichen Hürden in Deutschland von mir mit Bravour gemeistert worden sind, habe ich nun Zeit meine Koffer zu packen und mir meine Zeit dort vorzustellen. Was erwartet mich dort - neben der Kälte? Ich hoffe, beim Praktikum natürlich was neues über den russischen Markt zu lernen und deutsche Firmen kennenzulernen, die auf dem Markt starten wollen. Und natürlich will ich mein russisch verbessern, habe auch schon einen Tandempartner, der aber anscheinend viel besser deutsch kann als ich russisch, aber das ist ja nicht so schlimm für mich :-)
Gut, die nächsten Hürden kommen bestimmt, ich werde euch dann fleißig davon berichten!
Viele Grüße (noch) aus Deutschland
Olga
nun bin ich fast auf dem Weg nach Moskau. Zwischenzeitlich hatte ich schon die Befürchtung, dass es nicht klappen könnte. Vor allem aufgrund des Visums hatte ich einige Alpträume durchzustehen. Am Ende war es auch knapp. Zuerst kam die Einladung, die für das Visum unerlässlich ist, erst 2 1/2 Wochen vor dem Reisebeginn aus Moskau an, damit musste ich dann zum Konsulat nach München.
Meine Mutter hat noch die größten stereotypischen Vorstellungen von Angelegenheiten mit den Behörden und sagte mir ich müsse mich auf endloses Warten in einer endlosen Schlange vorbereiten (sie sagt immer solche Sachen, so z.B. dass alle Russinen sich schminken und auf 10 cm hohen Absätzen gehen usw.). Als ich dann am Freitag vor zwei Wochen in dem nach sowjetischem Einrichtungsstil anmutendem Gebäude stand, war ich bereits nach einer halben Stunde fertig.
Doch sollte sich das Abholen als ein schwieriges Unterfangen herausstellen. Denn mein Lieblingsmotto ist natürlich: Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht. Zum Abholen des Visums bekommt man einen kleinen Schein, kleiner als ein A6 Blatt und mit einer Nummer und Namen versehen. Damit kann jeder den Reisepass abholen. Da ich zur Abholzeit im Urlaub (siehe 1. Post) war, habe ich eine Freundin in München (die liebe Rania) gebeten, für mich zum Konsulat zu gehen, und ihr den Schein per Post hingeschickt. Leider kam der Schein bei ihr nicht an, sondern bei meiner Mutter. Denn ich hatte beim Schreiben einen Fehler gemacht und der Brief wurde an mich (und als Nachsendung an meine Mutter) geschickt. Rania hat dann versucht, ohne den Zettel den Pass abzuholen - erfolglos. Als meine Mutter, aus dem Urlaub wiederkehrend, den Brief entdeckt hat, hat sie ihn per Eilpost nach München geschickt und ich bin für alle Fälle nochmal selbst aus Frankfurt nach München gefahren. Ich und der Brief kamen rechtzeitig an und ich konnte den Pass abholen. Ich habe dann beim Abholen erfahren, dass bei Verlust des Zettels nur eine staatliche Behörde, wie Polizei oder Kreisverwaltungsamt des Bezirks, der mir den Pass ausgestellt hat, den Reisepass zurückverlangen kann. Denn er gehört nicht mir, sondern ist Staatseigentum!! Also ein Tipp an alle: Wenn ihr einen Reisepass beim Konsulat abgebt, verliert den Zettel nicht!
Nachdem alle möglichen Hürden in Deutschland von mir mit Bravour gemeistert worden sind, habe ich nun Zeit meine Koffer zu packen und mir meine Zeit dort vorzustellen. Was erwartet mich dort - neben der Kälte? Ich hoffe, beim Praktikum natürlich was neues über den russischen Markt zu lernen und deutsche Firmen kennenzulernen, die auf dem Markt starten wollen. Und natürlich will ich mein russisch verbessern, habe auch schon einen Tandempartner, der aber anscheinend viel besser deutsch kann als ich russisch, aber das ist ja nicht so schlimm für mich :-)
Gut, die nächsten Hürden kommen bestimmt, ich werde euch dann fleißig davon berichten!
Viele Grüße (noch) aus Deutschland
Olga
Donnerstag, 22. Oktober 2009
Impressionen aus Kairo
Hallihallo!
Ich bin zwar noch nicht in Moskau, aber ich wollte euch von meinen Reiseerlebnissen aus Kairo berichten. Diese Stadt ist unglaublich, ein solches Chaos habe ich noch nie erlebt. Mich wundert es immer noch, wie 17 Millionen Menschen in diesem Molloch ein ganz normales Leben fuehren können. Die ganze Stadt ist verstaubt und verdreckt, sie erleidet täglich einen Infakt an den viel zu vollgestopften Straßen, da das geplante U-Bahn-System 50 Jahre im Verzug ist, und selbst Stromausfälle sind keine Seltenheit.
Was führt mich in eine Megastadt wie Kairo? Ich bin hier mit meiner Mutter und meiner Freundin, Juliane, bei einem Freund meiner Mutter zu Besuch und werden von ihm herumgeführt. Natürlich haben wir die typischen Touristenorte wie das ägyptische archäologische Museum und die Pyramiden besucht. Am besten an den Pyramiden war der Abstieg in die Pyramide hinein. Dabei musste ich mir bei einer Steigung von 45 Grad und einer gefühlten Temperatur von 40 Grad immer vorstellen, wie die Menschen diese Pyramiden gebaut haben und in der Enge die Räume mit all den Beigaben für das nächste Leben gefüllt haben. Bei den Pyramiden sind wir auch auf einen "hilfsbereiten" Ägypter gestoßen, der uns (natürlich ganz selbstlos) zu einem Platz gefuehrt hat, an dem man die besten Touri-Fotos machen konnte, und danach "ganz geheime" Begrabungsstätten von alten ägyptischen Familien gezeigt hat. Am Ende wollte er seine Hilfsbereitschaft mit 10 Euro von jedem belohnt wissen. Zum Glück schlummert in Juliane ein großes Händlertalent, sodass sie sich mit dem Ägypter nach langem Streiten auf umgerechnet 5 Euro insgesamt einigen konnte. Dieses Talent konnte sie dann auch immer wieder auf dem Bazar zu ihren Gunsten nutzen. Ich kann dort nichts kaufen, da ich mich von den Verkäufern immer zu sehr bedrängt fühle. Ich verstehe auch nicht, wieso die Ägypter nicht irgendwann begreifen, dass man durch penetrantes Aufdrängen keine Waren verkauft bekommt (zumindest bei mir nicht). Würden sie mir nicht sofort nach einer Sekunde eine ihrer Waren aufrdängen wollen, würde ich vielleicht sogar an ihrem Stand stehen bleiben und dort Sachen kaufen!
Nach den etwas negativen Erlebnissen, konnten wir auch Positive machen. Am selben Abend haben wir uns mit einem Arbeitskollegen von Juliane getroffen, der bereits seit 2 Jahren in Kairo lebt, aber nicht viel Gutes über die Stadt zu berichten wusste. Zum Glück haben wir etwas später eine Syrierin und drei Ägypter kennengelernt, die die gestreuten Zweifel ganz leicht vertreiben konnten.
Kenneglernt haben wir sie durch Zufall, weil ich mal wieder so neugierig war und die arme Syrierin, die während einer traditionellen Tanzvorführung neben mir saß, mit meinen Fragen bombardiert hatte. Aber sie hat uns trotzdem eingeladen, was mit ihr und ihren Freunden zu machen. Dieses Angebot haben wir natürlich sofort genutzt und waren mit ihnen in einem Cafe Shisha rauchen. So haben wir sehr viel über die ägyptische Kultur und Lebensweise erfahren und ein paar Vorurteile klären können.
Mir ist dann wieder bewusst geworden, dass man meistens viel zu wenig Kontakt zu den Einheimischen bekommt. Wir sind mit unserem Führer und seinen Erklärungen auf den Ausflügen sehr priviligiert. Und zum Glück habe ich noch keine Angst, mich vor anderen Menschen mit meinen Fragen zu blamieren. Das sind die Möglichkeiten, detaillierte Einsichten in die Lebensweisen der Menschen zu bekommen und ihre Kultur besser zu verstehen.
Außerdem fand ich sehr angenhem, dass, obwohl Ägypten ein im Vergleich zu Deutschland sehr armes Land ist, ich mich hier immer sehr sicher fühle. Selbst gestern Abend, als wir zur Wohnung von Julianes Kollegen zu eine halbe Stunde zu Fuß gelaufen sind, hatten wir keine Angst vor irgendwelchen Übergriffen. Vielleicht liegt das auch am inoffieziellen Sozialsystem Ägyptens, dem Bakschisch. Die Menschen verdienen zum Teil sehr wenig hier, manchmal nur einen Euro im Monat. Überleben können sie in Kairo nur, da die reicheren Menschen aufrund ihrer Religion und Kultur verpflichtet sind, den Armen etwas von ihrem Reichtum abzugeben. So muessen die Armen keine illegalen Wege einschlagen, um durch die Runden zu kommen.
Ich hoffe, dass ich euch mit den paar Beschreibungen einen Eindruck meiner Erlebnisse hier zeigen konnte.
Liebe Grüße aus Kairo
Olga
Ich bin zwar noch nicht in Moskau, aber ich wollte euch von meinen Reiseerlebnissen aus Kairo berichten. Diese Stadt ist unglaublich, ein solches Chaos habe ich noch nie erlebt. Mich wundert es immer noch, wie 17 Millionen Menschen in diesem Molloch ein ganz normales Leben fuehren können. Die ganze Stadt ist verstaubt und verdreckt, sie erleidet täglich einen Infakt an den viel zu vollgestopften Straßen, da das geplante U-Bahn-System 50 Jahre im Verzug ist, und selbst Stromausfälle sind keine Seltenheit.
Was führt mich in eine Megastadt wie Kairo? Ich bin hier mit meiner Mutter und meiner Freundin, Juliane, bei einem Freund meiner Mutter zu Besuch und werden von ihm herumgeführt. Natürlich haben wir die typischen Touristenorte wie das ägyptische archäologische Museum und die Pyramiden besucht. Am besten an den Pyramiden war der Abstieg in die Pyramide hinein. Dabei musste ich mir bei einer Steigung von 45 Grad und einer gefühlten Temperatur von 40 Grad immer vorstellen, wie die Menschen diese Pyramiden gebaut haben und in der Enge die Räume mit all den Beigaben für das nächste Leben gefüllt haben. Bei den Pyramiden sind wir auch auf einen "hilfsbereiten" Ägypter gestoßen, der uns (natürlich ganz selbstlos) zu einem Platz gefuehrt hat, an dem man die besten Touri-Fotos machen konnte, und danach "ganz geheime" Begrabungsstätten von alten ägyptischen Familien gezeigt hat. Am Ende wollte er seine Hilfsbereitschaft mit 10 Euro von jedem belohnt wissen. Zum Glück schlummert in Juliane ein großes Händlertalent, sodass sie sich mit dem Ägypter nach langem Streiten auf umgerechnet 5 Euro insgesamt einigen konnte. Dieses Talent konnte sie dann auch immer wieder auf dem Bazar zu ihren Gunsten nutzen. Ich kann dort nichts kaufen, da ich mich von den Verkäufern immer zu sehr bedrängt fühle. Ich verstehe auch nicht, wieso die Ägypter nicht irgendwann begreifen, dass man durch penetrantes Aufdrängen keine Waren verkauft bekommt (zumindest bei mir nicht). Würden sie mir nicht sofort nach einer Sekunde eine ihrer Waren aufrdängen wollen, würde ich vielleicht sogar an ihrem Stand stehen bleiben und dort Sachen kaufen!
Nach den etwas negativen Erlebnissen, konnten wir auch Positive machen. Am selben Abend haben wir uns mit einem Arbeitskollegen von Juliane getroffen, der bereits seit 2 Jahren in Kairo lebt, aber nicht viel Gutes über die Stadt zu berichten wusste. Zum Glück haben wir etwas später eine Syrierin und drei Ägypter kennengelernt, die die gestreuten Zweifel ganz leicht vertreiben konnten.
Kenneglernt haben wir sie durch Zufall, weil ich mal wieder so neugierig war und die arme Syrierin, die während einer traditionellen Tanzvorführung neben mir saß, mit meinen Fragen bombardiert hatte. Aber sie hat uns trotzdem eingeladen, was mit ihr und ihren Freunden zu machen. Dieses Angebot haben wir natürlich sofort genutzt und waren mit ihnen in einem Cafe Shisha rauchen. So haben wir sehr viel über die ägyptische Kultur und Lebensweise erfahren und ein paar Vorurteile klären können.
Mir ist dann wieder bewusst geworden, dass man meistens viel zu wenig Kontakt zu den Einheimischen bekommt. Wir sind mit unserem Führer und seinen Erklärungen auf den Ausflügen sehr priviligiert. Und zum Glück habe ich noch keine Angst, mich vor anderen Menschen mit meinen Fragen zu blamieren. Das sind die Möglichkeiten, detaillierte Einsichten in die Lebensweisen der Menschen zu bekommen und ihre Kultur besser zu verstehen.
Außerdem fand ich sehr angenhem, dass, obwohl Ägypten ein im Vergleich zu Deutschland sehr armes Land ist, ich mich hier immer sehr sicher fühle. Selbst gestern Abend, als wir zur Wohnung von Julianes Kollegen zu eine halbe Stunde zu Fuß gelaufen sind, hatten wir keine Angst vor irgendwelchen Übergriffen. Vielleicht liegt das auch am inoffieziellen Sozialsystem Ägyptens, dem Bakschisch. Die Menschen verdienen zum Teil sehr wenig hier, manchmal nur einen Euro im Monat. Überleben können sie in Kairo nur, da die reicheren Menschen aufrund ihrer Religion und Kultur verpflichtet sind, den Armen etwas von ihrem Reichtum abzugeben. So muessen die Armen keine illegalen Wege einschlagen, um durch die Runden zu kommen.
Ich hoffe, dass ich euch mit den paar Beschreibungen einen Eindruck meiner Erlebnisse hier zeigen konnte.
Liebe Grüße aus Kairo
Olga
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