Montag, 26. Juli 2010

Eine kurze Zwischenmeldung

Hallo meine Lieben,

ich weiß, in der letzten Zeit war ich nicht sehr fleißig am schreiben. Das hat aber weniger mit meiner Schreibfaulheit als mit der wenigen Zeit, die ich dafür habe, zu tun - und natürlich einer gewissen Portion Unlust. Aber ich werde bald ein paar Texte reinstellen, denn ich habe hier viel erlebt.

Ich bin sehr viel außerhalb von Almaty unterwegs, sei es in den Bergen um Almaty herum oder in Dörfern oder in ganz anderen Teilen von Kasachstan. Es gefällt mir hier immer noch, obwohl ich meine Zeit ganz anders verbringe als in Moskau. Wann ich zurück komme, kann ich leider noch nicht sagen, das ändert sich immer mal wieder.

Fotos werde ich hier wohl auch eher nicht mehr reinstellen, der Aufwand auf dieser Seite ist einfach zu groß. Aber ich habe viele Fotos bei Facebook reingestellt, die könnt ihr euch angucken: http://www.facebook.com/?ref=logo#!/photos.php?id=776710121

Viele Grüße aus Almaty

Olga

Dienstag, 11. Mai 2010

Privet vsem!

Meine erste Woche in Almaty ist wie im Flug vergangen. Als ich am Sonntag, den 2. Mai, ankam, gab es ein verlängertes Wochenende und Montag war frei. Denn wenn hier ein Feiertag aufs Wochenende fällt, dann haben die Menschen am nächsten Arbeitstag auch frei. Ich konnte also am Montag erst mal ruhig meine Gegend und dann einen Teil der Innenstadt besichtigen. Erste Beobachtungen: Die Stadt ist sehr grün! Überall rahmen Bäume die Straßen und Parks gibt es ohne Ende. In der Stadt kann man sich relativ leicht zu Recht finden, da sie nach dem Schachbrettmuster aufgebaut sind. Leider hat sie keine richtige Altstadt, da nur wenige Gebäude älter als hundert Jahre alt sind. Die Menschen sind sehr nett und höflich. Sie versuchen einem zu helfen und sind sehr interessiert. Die Frauen sind sehr hübsch und sehr bunt und westlich gekleidet. Es scheint hier sogar genau die gleiche Mode, Leggins oder enge Hosen und längere Tops oder kurze Kleider, wie bei uns angesagt zu sein.

Die Arbeitsstelle gefällt mir auch. Es ist ein kleines Büro mit einem Team von ca. acht Mitarbeitern. Da es für alle zu wenig Platz gibt, wird noch ein Büroraum umgebaut und von der Organisation angemietet. Vieles verändert sich kurzfristig, so ist leider ein Teil meiner Aufgaben weggefallen. Außerdem gibt es wahrscheinlich Probleme mit dem Visa. Kurz bevor ich mein Visum bekommen habe, wurden die Visumsvorschriften geändert. Nun kann man sich mit einem Businessvisum maximal 120 Tage im Jahr im Land aufhalten, auch wenn man ein Jahresvisum hat. Für mich heißt es dann, dass ich vielleicht schon Ende August aus dem Land raus muss, obwohl mein Visum bis Mitte Oktober gültig ist. Was diese Reglementierung bewirken soll, versteh ich nicht, aber vielleicht kann meine Organisation extra Vereinbarungen mit den Behörden treffen. Mal schauen, was sich ergibt.

Von Donnerstag auf Freitag habe ich mit den anderen Praktikanten bereits einen Ausflug in das Projektgebiet gemacht. Wir haben Proben von Pflanzen und Käfern gesammelt und verschiedene Flächen untersucht. Außerdem haben wir in der Steppe gezeltet. Unser Fahrer hat Schaschlik gemacht und wir haben, wie es sich gehört, Wodka getrunken. Unzählige Toste hat unser Fahrer gemacht, von der internationalen Freundschaft über die Natur bis zu unserem Chef war alles dabei. Am Samstag war ich dann das erste Mal in den Bergen wandern. Ich habe hier Wanderlustige kennengelernt und vielleicht bin ich ja bis zu meiner Rückkehr nach Deutschland zu einer richtigen Alpinisten geworden ;-) Am Sonntag war ich dann zuerst bei einem Origami-Kurs und danach im Zentrum bei einem Konzert für den 9. Mai. An dem Tag feiern die ehemaligen Sowjetstaaten den Sieg über Deutschland im Zweiten Weltkrieg. Montag war ich dann wieder wandern, diesmal im Charyn Canyon, der dem Grand Canyon in den USA ähnlich ist.

In der ersten Woche habe ich mit drei weiteren Praktikanten aus Deutschland in einer Dreizimmerwohnung gewohnt. Da mir die Wohnverhältnisse in Moskau bereits bekannt waren, war ich über den Zustand der Wohnung, im Gegensatz zu den anderen drei Deutschen, nicht sehr schockiert. Würde ich in der Wohnung länger bleiben, hätte ich mir die Mühe gemacht, sie einmal ordentlich sauber zu machen. Doch da ich diese Woche sowieso umziehen muss, mach ich nichts. Meine Mitbewohner sind am Montag wieder nach Kirgisistan zurückgefahren, wo sich die Lage hoffentlich langfristig beruhigt hat. Bei der Wohnungssuche muss ich auf jeden Fall auf den westlichen Standard verzichten. Es gibt natürlich solche Wohnungen, die auf entweder ganz neu gebaut oder saniert worden sind, doch sind sie einfach zu teuer. Die Preise beginnen hier bei ca. 300$ warm, und das sind sprichwörtlich Rumpelkammern. Mir wurde gesagt, dass ich schon ca. 500$ bezahlen muss, aber ich hoffe, dass ich etwas Vernünftiges für 400$ finden kann. Außerdem werden kaum Wohnungen privat angeboten, sondern nur von Immobilienmaklern, die für jede Wohnungsbesichtigung 5$ und bei einem Mietvertrag 100$ verlangen!

So viel von meiner ersten Woche hier.

Viele Grüße an euch alle
Olga

Dienstag, 4. Mai 2010

Auf nach Almaty, Kasachstan!

Hallo!

ich bin nun endlich auf dem Weg nach Almaty. Da ich so lange nichts Richtiges zu tun hatte, kam mir die Zeit bis zur Abreise wie eine Unendlichkeit vor. Leider ist mir aufgefallen, dass je mehr ich fliege, desto weniger mag ich es. Die ganzen Kontrollen am Flughafen (Heute musste mein Notebook sogar einen Extratest in Form eines elektronischen Schnüffeltests bestehen!), das lange Warten am Flughafen, die trockene Luft im Flugzeug und der Druck auf meinen Ohren gefallen mir immer weniger. (Ja ich weiss, das ist Beschweren auf hohem Niveau;-)) Gerade sitze ich wieder auf einem Flughafen, diesmal in Istanbul, und nutze die Zeit, um euch etwas über Almaty zu erzählen. Natürlich sind diese Angaben wie immer ohne Gewähr von mir aus dem Kopf zusammengefasst. Sollten Fehler oder falsche Angaben gefunden werden, so könnt ihr mich gerne darauf aufmerksam machen.

Wie vielleicht einige von euch wissen werden, hieß Almaty früher Alma-Ata und war die Hauptstadt der Kasachischen SSR während der Sowjetzeit und bis 1997 die Hauptstadt des neuen unabhängigen Kasachstan. Der Name Alma-Ata heißt auf kasachisch so etwas wie Großvaters Apfel und hängt damit zusammen, dass in der Region viele Apfelbäume wachsen. Anscheinend wurde kürzlich durch genetische Tests sogar bewiesen, dass der Apfelbaum aus diesem Gebiet stammt. Leider mussten viele Apfelhaine der Stadt großen Bauvorhaben weichen.

Die Stadt liegt in einem Tal zwischen mehreren Gebirgsketten, ähnlich Mexiko-Stadt. Aufgrund der natürlichen Grenzen kann sie sich nicht viel weiter ausbreiten. Die Stadt liegt in der Erdbebenzone und wurde mehrmals von schweren Erdbeben, das letzte Mal in den 1970er Jahren, erschüttert. Außerdem bildet sich in der Stadt schnell Smog. Geographisch liegt Almaty in der Peripherie Kasachstans und grenzt fast an China und Kirgisistan an. Dies waren wichtige Gründe für die Verlegung der Hauptstadt in den nördlichen Teil des Landes. Die neue Hauptstadt heißt Astana (auf kasachisch heißt das einfach ‚Hauptstadt‘) und war früher unter den Namen Zelinograd und Akmola bekannt. Auch wenn Almaty nun nicht mehr die Hauptstadt ist, ist es dennoch ein wichtiges kulturelles und vor allem wirtschaftliches Zentrum des Landes. Nach Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans ist die Millionenstadt Almaty die zweitgrößte Metropole Zentralasiens. Deshalb ist es auch nicht sehr einfach, mit kleinem Geldbeutel in der Stadt zu leben. Viele Kasachen können es sich nicht leisten, in Zentrumsnähe zu leben und müssen täglich weite Strecken pendeln. Es gibt sogar Menschen, die wöchentlich aus dem Norden Kasachstans nach Almaty zur Arbeit fliegen und am Wochenende zurück.

Es gibt en großes Freizeitangebot in und um Almaty herum. Zum einen sind da natürlich die Berge, die zu vielen Wander- und Bergsteigtouren einladen. Nicht weit von Almaty entfernt fangen die Ausläufer des Pamirgebirges und des Tien-Shan Gebirges an, deren Spitzen 5000 Meter erreichen. Unweit der Stadt gibt es sogar eine Schlittschuhbahn in den Bergen, die das ganze Jahr in Betrieb ist. Außerdem gibt es einen großen See in Almaty und einen noch größeren See, den in Kirgisistan liegenden Issykul, ein paar Stunden entfernt. Der Issykul ist einer der größten und höchsten Bergseen der Welt und ein beliebtes Ausflugsziel der Bürger Almatys. Nach Norden und Westen hin erstecken sich bereits die weiten Steppen und Halbwüsten Kasachstans. In Almaty gibt es viele verschiedene ausländische Gemeinden, die die kulturelle Vielfalt der Stadt prägen.

Gegründet wurde Almaty erst Mitte des 19. Jahrhunderts an der damals süd-östlichen Grenze des Zarenreiches und diente als Handels- und Sicherungsposten. Die Kasachen waren damals noch ein Nomadenvolk, das mit seinen großen Herden von Schafen, Rindern und Pferden auf den weiten Steppen Kasachstans lebte. Erst nach der Machtergreifung der Bolschewiken und der Kollektivierung der Bauern wurden die Kasachen sesshaft gemacht. Dies ging einher mit großen Hungersnöten in den 1930er Jahren in der kasachischen Bevölkerung, die große Probleme bei der Umstellung von der Viehzucht auf die Landwirtschaft hatten. Damals begann auch die Russifizierung aller unter der sowjetischen Herrschaft lebenden Völker, so auch der Kasachen, mit der die kulturellen und vor allem die sprachlichen Besonderheiten ausgewischt werden sollten.

Während des Zweiten Weltkrieges wurden viele Nationen nach Kasachstan verbannt, wodurch die bereits dezimierten Kasachen noch mehr an Bevölkerungsstärke verloren. In den folgenden Jahrzehnten bildeten die Kasachen in ihrer Republik sogar eine Minderheit. Kasachstan wurde das Land der Hundert Völker genannt, und wahrlich, es gab viele verschiede Ethnien, unter anderem Griechen, Koreaner und auch Deutsche. Viele Gruppen sind nach dem Zweiten Weltkrieg, als ihnen die Rückkehr endlich erlaubt wurde, in ihre Heimatorte zurückgekehrt. Dennoch konnte sich der Anteil der Kasachen an der Gesamtbevölkerung erst zum Ende der Sowjetunion steigern.

Nachdem Kasachstan seine Unabhängigkeit erhalten hatte, wurde eine strenge Kasachisierung der Bevölkerung durch die Regierung angestrebt, mit der die unter den Russen unterdrückten Kasachen ihren Stolz und ihre Geschichte zurückerhalten sollten. Also mussten viele Menschen, Kasachen wie nicht Kasachen, eine neue Sprache lernen und die nicht-kasachischen Nationalitäten wurden vielen Diskriminierungen ausgesetzt. Daraufhin verließen viele Bevölkerungsgruppen das Land, unter ihnen sehr viele Russen und auch ca. 800 000 der zum Ende der Sowjetunion 1 Millionen Menschen zählenden deutschen Bevölkerungsgruppe.

Das war die Informationsrunde. In den naechsten Wochen werde ich euch bestimmt mehr vom Leben hier erzaehlen koennen.

Liebe Gruesse
Olga

Montag, 26. April 2010

Neue Reise, neue Geschichten

Hallo ihr Lieben,

ich fange wieder mit meinem Blog an, denn wie die meisten wissen werden, werde ich von Mai an für fünf Monate in Almaty, Kasachstan, sein. Ich werde als Praktikantin bei einem Projekt einer deutschen Entwicklungsgesellschaft helfen.

Auch in den letzten zwei Monaten war ich viel unterwegs, Freunde und Verwandte besuchen. Das Highlight, ein einwöchiger Urlaub in Alicante und Valencia, konnte aber aufgrund von natürlichen Gewalten nicht stattfinden. Ich hoffe nun, dass der isländische Vulcan und die Flugsicherungen sich mittlerweile beruhigt haben und ich keine Probleme bei meinem Flug haben werde.

Ein Problem war für mich, wie immer, die Visabeschaffung. Nachdem ich eine gefühlte Ewigkeit auf diebenötigte Einladung von meiner Firma warten musste, wurde sie mir Anfang des Monats als E-Mail Anhang und mit Fehlern geschickt. So bin ich spontan zur kasachischen Botschaft nach Berlin gefahren, um mögliche Probleme selbst lösen zu können. In der an der Berliner Peripherie gelegenen Botschaft erfuhr ich dann, dass es eine „diplomatische Note“ zwischen dem Auswärtigen Amt und der kasachischen Botschaft für die Mitarbeiter der Firma gibt, sodass sie keine Visagebühren (in meinem Fall wären das 160 Euro!) bezahlen müssen. Meine ganze Fahrt nach Berlin und zur Botschaft war folglich völlig sinnlos! Zum Glück hatte ich das Geld noch nicht überwiesen und konnte den firmeninternen Visa Service in Anspruch nehmen und so viel Geld sparen.

Nun bin ich dabei, die letzten Sachen vor meiner Reise zu regeln und mein Gepäckproblem zu lösen. Es nervt mich immer mehr, aus Kisten meinen Koffer packen zu müssen und ewig nach kleinen Dingen wie der Sonnenbrille suchen zu müssen! Und dann erst das Auswählen der passenden Kleidung! Ich brauche viel leichte Kleidung für einen sehr heißen Sommer. Diese Woche ist es tagsüber schon 25 und mehr Grad warm. Abends aber ist es mit 10 Grad doch zu kalt für die leichten Kleider. Dann brauche ich schicke Sachen für die Stadt und bequeme für das Land. Um alle Sachen mitnehmen zu können, müsste ich doppelt soviel Gepäck mitnehmen wie die von der Turkish Airlines erlaubten 20 Kilogramm. Schwere Entscheidungen stehen noch an.

Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich nun endlich für mehrere Monate einen festen Wohnort haben werde. Fünf Monate an einem Ort war ich seit März letzten Jahres nicht mehr. Ich will endlich nicht mehr aus Kisten packen müssen und meine Sachen in einen Schrank auspacken können. Ich will kaufen, kochen und essen können wann und was ich will. Ich will eine eigene Wohnung! Also wünscht mir Glück, dass ich schnell etwas Geeignetes in Almaty finde. Zunächst sollte ich in einer vierer-WG mit drei anderen deutschen Studenten wohnen. Sie sind auch Praktikanten bei einem Projekt der Firma in Kirgisistan, wurden aber kurzfristig wegen den Unruhen und dem Sturz des kirgisischen Präsidenten aus Kirgisistan nach Kasachstan geschickt. Nun scheint sich die Lage in dem Nachbarland Kasachstans zu beruhigen, sodass die drei Praktikanten bald wieder nach Kirgisistan zurückkehren werden. Und ich werde wohl eine Wohnung für mich suchen werden, obwohl das gar nicht mein Ding ist. Aber mal schauen, die Dinge ändern sich schnell in Kasachstan, wie ich bereits merken konnte

Das sind die ersten Infos, die ich habe. Ab nächster Woche gibt es bestimmt viel Neues und Spannendes zu berichten.

Viele Grüße,

Olga

Sonntag, 14. Februar 2010

Fotos von der Neujahrsreise!

Hallo ihr Lieben,

auch wenn ich schon seit über zwei Wochen in Deutschland bin und wahrscheinlich kein Mensch mehr den Blog verfolgt, wollte ich noch ein paar Fotos von meiner Neujahrsfahrt reinstellen. Es folgen also Fotos von Helsinki, Tallinn und Stockholm mit kurzen Beschriftungen.


Das bin ich mit Marina in Helsinki. Marina habe ich erst bei diesem Aufenthalt kennengelernt, mich aber sehr schnell und sehr gut mit ihr angefreundet. Deshalb ging wohl auch die Fahrt mit ihr fast reibungslos vonstatten :-)


Hier komme ich grad mit der Fähre in Helsinki an. Eigentlich entstand das Foto auf dem Rückweg von Stockholm, aber es passt besser zu der Erzählfolge.


Das hier ist die russisch-orthodoxe Kirche in Helsinki. Sie ist viel schöner, als die protestantischen Kirchen.


Eines der schönsten Fotos, die ich von Helsinki gemacht habe. Die Stadt hat sonst leider nicht viel Interessantes zu bieten. Außerdem war es für mich viel zu kalt, meine Handschuhe auszuziehen :-)


Das ist eines von Tallinns schönen alten Häusern. Die Altstadt ist wirklich schön, ich bin immer noch nur am schwärmen! Wie bei diesem Gebäude gab es in Tallinn oft Zugvorrichtungen, um waren in den Speicher nach oben zu ziehen.


Hier kann man die alte Mauer und die Wachtürme sehen. Tallinn hat die besterhaltenste Schutzmauer in ganz Europa.


Eiszapfen wie diese und noch größere gab es überall in Tallinn. Es sah wahnsinnig schön aus, aber war, wie ich gehört hatte, auch sehr gefährlich.


Hier kann man eine der vielen schönen Türen von Tallinn sehen. Ich selbst habe ca. ein halbes Dutzend davon fotografiert.


Das ist eine schöne Foto-Collage auf einen der wenigen nicht restaurierten Türen Tallinns.


Das hier ist die Skulptur des heiligen Georgs mit dem Drachen, die man in Stockholm mehrmals findet. Die Skulptur stellt einen interessanten Mythos zur Entstehung von Stockholm dar, ausführlicher hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaikirche_(Stockholm)


Auf diesem Foto könnt ihr den Wechsel der königlichen Garde sehen. Mann, die Männer taten mir bei der Kälte ganz schön leid!


Hier bin ich mit Marina in einem Museum, in dem eine alte Schulklasse nachgemacht wurde. Das ist ja fast wie in Kasachstan :-)


Und hier gibt es noch einen Blick auf Stockholm bei Nacht.

So, ich hoffe, die Fotos gefallen euch, auch wenn ich sie etwas spät reingestellt habe.

Viele Grüße aus Passau,
Olga

Donnerstag, 11. Februar 2010

Letzter Moskau-Eintrag

Hallo Leute,

sorry, den Bericht stell ich etwas spät rein. Hatte ihn schon, wie ich weiter unten schreibe, auf dem Nachhauseweg geschrieben, aber vergessen hochzuladen.

Es ist zwar mein letzter Eintrag über Moskau, aber ich werde auf zukünftigen Reisen weitere Einträge posten.

Hallo meine Lieben,

heute schreibe ich meinen letzten Bericht aus Moskau. Gerade sitze ich auf dem Flughafen in Moskau. Heute habe ich wie immer auf den letzten Drücker (aber diesmal war es nicht meine Schuld) noch den Bonus für mein Praktikum bekommen. Es ist nicht viel, aber ich fand es gut, dass die Kammer meine Leistung nicht nur mit Worten anerkannt hat. Ich hatte ja bereits am Anfang bei meinem Gespräch mit dem Leiter der Kammer gesagt, dass ich mich nicht nur mit einer Aufgabe beschäftigen möchte, sondern die ganze Arbeit der Kammer kennenlernen will. Die Antwort war, dass diese Arbeit sehr wichtig für sie ist, nun haben sie es zumindest etwas gewürdigt und außerdem noch einer anderen Mitarbeiterin diese Aufgabe gegeben.

Gestern Abend hatte ich noch ein Abschiedstreffen mit Freunden. Der Abend war wirklich schön! Ich war sehr überrascht, dass fast alle Eingeladenen gekommen waren, und die die nicht gekommen waren, es aus Krankheit nicht konnten. Die Zeit ging wirklich schnell vorbei, ich bin nun aber doch wieder froh, nach Deutschland zu kommen, die alte Heimat habe ich in all der Hetze doch vermissen gelernt.

Mir sind noch zwei Merkwürdigkeiten aufgefallen, die ich euch natürlich nicht vorenthalten will.

Erstens: Die deutsche Post ist toll! Sie ist unglaublich effizient und schnell! Vor allem im Vergleich mit der Post in Russland. Mein Vater wollte mir ein Paket für Weihnachten schicken. Er schickte es am 10. Dezember los, ich habe es am 18. Januar erhalten. Selbst fürs alte neue Jahr war es zu spät. Das unglaublichste in Russland aber ist, dass viele Menschen ganz oft ihre Post nicht bekommen, oder es teilweise einen Monat dauert, bis ein Brief von einem Ort zum Nachbarort geliefert wird. Selbst bei Unternehmen kommt es vor, dass die Post einfach nicht an sie geliefert wird. Man muss sich, wie bei allen möglichen Behörden in Russland, bei der Post registrieren, dafür braucht man eine juristische Adresse, auch wenn man eigentlich faktisch an einem anderem Ort in der Stadt sein Büro hat. Aber die Post hat solche Probleme, die Briefe zu liefern, dass viele Firmen einen Kurierdienst benutzen müssen. So hat die Kammer immer große Probleme, schriftlichen Kontakt zu ihren Mitgliedern in Russland aufzunehmen.

Eine weitere Kuriosität für mich war die Art, wie man hier sein Gehalt bekommt. Noch vor einigen Jahren wurde es fast überall bar ausgezahlt, da es für die Firmen zu schwierig war, das Geld an seine Mitarbeiter zu überweisen. Inzwischen haben so ziemlich alle Menschen ein Konto hier, aber wenn sie zu einer neuen Firma wechseln, müssen sie ein neues Konto bei der Bak aufmachen, bei der auch ihre Firma ist. Das heißt jedes Mal wenn man den Job wechselt, ändern sich auch die Kontodaten. Hier ist es auch noch üblich, die Miete monatlich bar an den Vermieter zu übergeben, was auch einen Besuch des Vermieters mit sich führt. Man stelle sich vor, ein Vermieter hat mehrere Wohnungen, die er jeden Monat abfahren muss, um die Miete einzusammeln!

So, ich glaube, das waren die letzten auffälligen Sachen, ich hoffe, sie waren auch für euch merkwürdig genug :-)

Bald werde ich noch ein paar Fotos online stellen, in Moskau hatte ich in den letzten Wochen einfach keine Zeit mehr dazu.

Liebe Grüße Olga

Sonntag, 17. Januar 2010

Visuelle Darstellung meiner Reise

Ein weiteres Hallo an euch!

Ich bin nun fleißig am Schreiben an euch. Diesmal will ich ein paar Fotos hochladen, damit ihr nicht nur was lesen müsst.


Das bin ich und zwei anderen Praktikanten der Kammer. Wir hatten auf einer Veranstaltung der Kammer geholfen und uns dann dafür belohnt :-)


Das sind Veronicka, mit der ich mich bei meinem letzten Praktikum angefreundet habe, und ihr Freund, Andrej.


Das bin ich mit dem Kreml und dem Roten Platz als Hintergrund.


Das bin ich mit der größten Glocke der Welt, der eine Ecke fehlt.


Und das hier ist die größte Kanone der Welt, die aber niemals benutzt wurde. Beide Sachen habe ich im Kreml gesehen, der insgesamt wirklich interessant ist!


Das ist ein Bauspiel, dass wir mit Veronicka und Andrej zusammen gespielt haben. Es macht wirklich viel Spaß :-)


Alle sind sehr konzentriert...


Das war am Silvesterabend. Leider ist Silvester in Moskau nicht so spektakulär, wie erwartet. Vor allem wenn man nicht viel Geld für ein Restaurant oder eine Disco ausgeben wollte. Aber darüber hab ich ja schon genug erzählt.


Hier bin ich wieder auf einer Hausparty. Es ist immer unglaublich, wie viele Leute in so kleine Wohnungen passen können! Das Motto der Party waren Hüte, aber es war so warm, dass bald alle ihre Hüte abgenommen haben!


Das ist Angela. Sie hat auch in Passau Kuwi studiert, dann Internationale Beziehungen in Berlin und arbeitet nun für die gtz in Moskau, wo wie uns kennengelernt haben.


Zwei Bekannte aus Moskau. Der Linke ist ein Kasache, die Rechte ist Russin, die bald nach Istanbul ziehen wird.


Rechts ist ein Freund, den ich auch schon von meinem vorherigen Aufenthalt kannte.


Das bin ich mit Karl, der mal eine Nacht mit seinen Freund in Passau übernachtet hat. Ich habe ihn zufällig in Moskau wiedergefunden!


Ein Teil der Leute von der Party.


Hier war ich mit Freunden Sushi essen. Sushi ist, glaub ich, das neue Nationalgericht der Russen. Zumindest in Moskau gibt es Sushi an fast jeder Ecke!


Das Foto entstand am letzten Abend. Wir waren insgesamt ca. 15 Leute, war sehr schön!


Das bin ich mit Tanja. Sie kommt aus Krasnojarsk, wir haben uns aber in Passau kennengelernt, als sie dort ein Auslandssemester gemacht hat. In Moskau haben wir uns leider erst spät wiedergetroffen. War aber trotzdem toll!


Zum Schluss noch ein Foto von der Moskauer Metro zur Rush Hour!

Nächstes Mal lade ich noch ein paar Fotos von der Neujahrsfahrt hoch.

Liebe Grüße

Olga

Samstag, 16. Januar 2010

Neujahrsfahrt nach Helsinki, Tallinn und Stockholm

Hallo meine Lieben Freunde,

wie bereits in meinem vorheringen Post erzähle ich nun etwas über meine Fahrt während der Neujahrsfeiertage, die in Russland vom 1. bis zum 10. Januar dauern. Ich glaube, das wird mein längster Bericht, und entschuldige mich schonmal im Voraus für die unvermeidliche Länge.

Meine Reise fing bereits am 1. Januar um halb 10 Uhr morgens mit dem Abfahren des Zuges von Moskau nach St. Petersburg an. Um wenigestens etws Schlaf zu bekommen, hatte ich mir überlegt, bei meiner Freundin, mit der ich Silvester gefeiert hatte, zu übernachten und dafür alle meine Sachen zu ihr schon mitgenommen. Kurz vor 24.00 Uhr ist mir dann doch noch eingefallen, dass meine Bankkarte nur noch bis zum Ende des Jahres 2009 gültig ist und meine neue Karte in einem Brief bei mir zu Hause liegt. So musste ich dann doch am Morgen des ersten Januars nach ca. drei Stunden Schlaf um halb sieben aufstehen und nach Hause fahren. Zu Hause angekommen, habe ich dann schnell meine Karte und andere vergessene Sachen eingepackt und bin dann wieder los zum Zug. Leider war mein Gehirn wohl zu müde für weiteres Denken, denn ich hatte vorher meinen warmen Mantel (ein geschenkter Pelzmantel) angezogen, als ich dann zu Hause, doch noch meine dünnere Jacke angezogen. Diesen Fehler habe ich dann auf der ganzen Reise bereut.

Dagegen war ich aber sehr froh, dass cih nochmal nach Hause gefahren bin wegen der Karte, denn als ich im Zug saß, rief mich meine Freundin etwas später an (Sie hatte einen anderen Zug genommen, denn sie kann im Sitzen nicht schlafen.) und fragte mich, ob ich genug Geld für die Reise hatte; auch für sie? Ihr ist nämlich beim Packen das Portemonnaie aus der Tasche gefallen, was sie aber leider erst auf der Fahrt bemerkt hatte. Ihre Eltern wollten ihr Geld per Western Union schicken, was aber nicht sofort ging, da in Moskau wegen den Feiertagen alles zu war. Ich musste also die Spendierhosen für sie bis zum 5. Januar in Tallinn anziehen, bis sie dann endlich Geld von ihren Eltern bekam.

Nach einer achtstündigen Zugafahrt kam ich dann in St. Petersburg an und traf mich mit Marina. Zusammen fuhren wir gleich weiter mit einem Omnisbus nach Helsinki. Auf dem Weg mussten wir ca. ein halbes Dutzend mal unseren Pass vorzeigen, manchmal einfach nur in die Luft halten, was ich als sehr sinnvoll empfand. In Helsniki kamen wir dann endlich um vier Uhr morgens des 2. Januars an und wurden zum Glück gleich vor die Tür von unserem Host gebracht. Auf der ganzen Reise hatten wir keine Zimmer gebucht, sondern sind bei Mitgliedern der Internet-Gruppe couchsurfing.org untergekommen. Unser Host war ein Finne, und hat alle stereotypischen Vorurteile erfüllt: blond, ruhig, ernst, nett und arbeitet als Ingenieur. Es war sehr angenehm bei ihm zu bleiben, aber leider hatte ich das Gefühl, nicht so viel über ihn erfahren zu haben.

Tagsüber bin ich dann mit Marina die Stadt erkunden gegangen. Die Warnungen von Freunden über die Stadt hatten sich leider bestätigt, Helsinki ist langweilig. Es ist eine geplante Stadt, man erkennt keinen gewachsenen alten Kern in ihr; Helsinki ist eine Miniaturausgabe von St. Petersburg. Der etwas negative Eindruck hängt vielleicht ein bisschen mit dem Wetter zusammen. Denn bei -18 Grad war mir selbst mit zwei Pullis unter meiner Jacke noch bitterkalt. So sind wir dann von einer Kirche zum Museum, zum Geschäft und dann zum Cafe gelaufen, um so wenig wie möglich der Kälte ausgesetzt zu sein. Am zweiten Tag haben wir uns dann mit einem weiteren couchsurfer getroffen, der uns die Stadt zeigen wollte. Nur leider kannte er sie selbst kaum, an allen Orten, die wir besucht hatten, war er noch nicht drinnen gewesen, obwohl er schon seit sechs Jahren dort lebt.

Am Abend des 3. Januars fuhren wir mit einer Fähre nach Tallinn. Dort kamen wir bei einer sehr netten und lustigen Amerikaner unter, der in Tallinn bei der amerikanischen Botschaft. Am ersten Abend bekamen wir Sangriareste (selbstgemacht und super lecker!) von seiner Neujahrsfeier und nachdem wir zusammen Pizza gemacht hatten, gingen wir noch in die Sauna. Am nächsten Tag gingen wir die Stadt erkunden. Tallinn ist einfach wunderschön! Ich hatte mich sofort in die kleinen, bunten, schiefen Häuser und die engen, verwinkelten Straßen verliebt! Da es für uns bei -4 Grad angenehm warm war, gingen wir frohen Mutes die Stadt erkunden. Das tolle an Tallinn ist neben dem alten Kern die größtenteils erhaltene Stadtmauer. Man kann sich so gut vorstellen,wie Tallinn vor ca. 500 Jahren ausgesehen hat, da noch so viel erhalten geblieben ist, toll!

Am Abend kochten wir wieder mit unserem Host, diesmal einen leckeren Fisch, und dann gingen wir auf eine Party, zu der mich eine Bekannte aus Moskau, die zu der Zeit auch in Tallinn war, eingeladen hatte. Dort ging ich wieder in die Sauna und konnte mich Esten aber auch mit anderen Menschen unterhalten. Einer der Partygäste war ein Balten-Deutscher, Erik (In den baltischen Ländern haben früher wie meine Vorfahren in Russland und in der Ukraine viele Deutsche gewohnt, die dann aber auch später deportiert wurden oder geflüchtet sind.), der uns angeboten hatte, am nächsten Tag eine Stadttour mit uns zu machen, was wir auch annahmen. Die Tour war echt super! So sollte man eine Stadt kennenlernen: durch kleine Gassen gehen und Geschichten über die Häuser und die Stadt erzählt bekommen. Danach gingen wir mit Erik und Freunden von ihm etwas essen. Später dann gingen wir auf unsere Fähre nach Stockholm, die die ganze Nahct durchfuhr.

In Stockholm kamen wir am Morgen des 6. Januars an. Dort fuhren wir zuerst zu unserem nächsten Host, einem älteren Schweden, der schon in den 70ern eine Jugendherberge leitete. Dann erkundeten wir die Altstadt und trafen uns später mit zwei Schulfreunden von mir. Rike studiert für ein Jahr an der Universität in Uppsala und Simon ist für ein Semester in Stockholm. Das Treffen war sehr schön, aber leider viel zu kurz, da die beiden nach ihrem Flug nach Uppsala weiter wollten.

Am nächsten Tag trafen wir uns zuerst mit einem Schweden und gingen in das Stockholmer Stadtmuseum, danach gingen wir wieder in der Altstadt und im Zentrum spazieren. Das coole an Stockholm ist, dass es aus mehreren einzelnen Inseln besteht, die mit vielen Brücken miteinander verbunden sind. Überall ist Wasser und viele Brücken führen darüber. Auch die Altstadt ist sehr schön und die bunten Gbäude erinnerten mich in ihrer Bauweise an die Lübecker Bauart. Leider war es auch in Stockholm mit ca. -12 Grad kalt genug, dass wir versuchten, so wenig wie möglich draußen zu gehen, und daher unsere Kirchentour weiter fortsetzten. Am letzten Tag in Stockholm war ich dann alleine unterwegs, da Marina weiter nach Berlin geflogen ist. Da war ich dann im Nobel Museum und bin am Abend mit der Fähre nach Helsinki gefahren. Leider ist Scandinavien wirklich teuer und ich dachte mir, wie günstig doch eigentlich alles in Deutschland ist. Eine Fahrt mit der Stockholmer Metro kostete vier Euro, eine Packung Reis mehr als anderthalb Euro!

Angekommen in Helsinki am Morgen des 9. Januars bin ich dann wieder mit dem Omnibus gleich weiter gefahren nach St. Petersburg wo ich dann wieder bei einem couchsurfer geblieben bin. Mit ihm war es sehr erfrischend. Wir gingen zuerst in seine Lieblingsbar und haben uns mit unbekannten Leuten über alles und nichts unterhalten. Danach haben wir auf dem Nachhauseweg Gespräche über Bildung und Lernen geführt. Am nächsten Morgen bin ich dann wieder mit dem Zug weiter und kam endlich am Abend des 10. Januars wieder in Moskau an.

Insgesamt war die Reise echt toll, aber kein Erholungsurlaub, allein des Wetters wegen. Nach Stockholm und Tallinn würde ich im Sommer auf jeden Fall fahren, Helsinki wohl eher nicht. So, ich hoffe, der Bericht war einigermaßen lesbar für euch und nicht zu langweilig.

Beste Grüße aus Moskau

Olga

Dienstag, 12. Januar 2010

Silverster

Privet!

Hoffentlich seid ihr alle gut ins neue Jahr gekommen und habt die ersten Versprechen noch nicht gebrochen. Ich werde mal versuchen, euch in aller Kürze die Ereignisse und meine Eindrücke von Silvester und meiner darauffolgenden abenteuerlichen Fahrt zu erzählen. Wie ihr mich und meine Abschweifkünste kennt, wird es ein sehr schwieriger Akt für mich werden. Deswegen mach ich eine räumliche Aufteilung zwischen Moskau und der Fahrt.

Ich hatte euch ja erzählt, dass die Russen unser (das Richtige;-)) Weihnachten nicht feiern, sondern Silvester als Jahreswendefeiertag und als Tag der Bescherung feiern. Die Gründe dafür ergeben sich aus ein paar geschichtlichen Besonderheiten. Wie ihr vielleicht wisst, hatte Russland noch sehr lange den alten, Julianischen Kalender, während wir schon den Gregorianischen benutzten. Der alte Kalender liegt zwei Wochen zu spät, deshalb fand z.B. die Oktoberrevolution eigentlich im November und nicht im Oktober statt. Geändert wurde der Kalender in Russland erst nach der Oktoberrevolution. Trotzdem feiern die Russen Weihnachten und Silvester nach dem Julianischen Kalender, also am 7. und am 13. Januar. Denn die russisch-orthodoxe Kirche (die sich als die einzig richtige sieht) hat ihre Regeln seit dem 14. Jahrhundert nicht mehr geändert, da sie sonst den Inhalt verändern würden. Deswegen wird bei den Orthodoxen die Bibel auch nicht übersetzt oder neuinterpretiert, und in den Messen werden keine Predigten gehalten und auch keine Instrumente gespielt, sondern es wird immer aus der Bibel vorgelesen und Musik kommt von den Chöre. Da nach der Machtergreifung der Kommunisten die Religionsausübung bald verboten wurde, wurde ein Ersatz für die wegfallenden Feiertage gesucht und die weihnachtlichen Zeremonien auf den Silvestertag gelegt. Dazu gehören auch der Weihnachtsbaum und die Geschenke. Daher ist für viele Russen der Neujahrsabend ein Familienfeiertag.

So, ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick zur weihnachtlichen Kultur der Russen geben. Ich selber habe Silvester bei meiner Freundin Veronica, mit der ich letztes Jahr zusammen gearbeitet hatte, gefeiert. Wir waren eine kleine Gruppe von vier Leuten und zuerst haben wir noch zusammen gekocht, gegen 10 Uhr abends fingen wir mit dem Essen an und schauten uns weihnachtliche Zeichentrifilme aus der Sowjetzeit an. Als es dann endlich 12 Uhr schlug, war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Es gab kein Feuerwerk draußen oder im Fernseher zu sehen, alles still außer ein paar einzelten Feuerwerkskörpern und nur Präsident Medvdev eine langweilige Neujahrsrede im Fernsehen haltend. Der Grund für das Ausbleiben des Feuerwers war ein Brand in einer Disko in der russischen Stadt Perm Anfang Dezember2009 , bei dem ca. 150 Menschen starben. Danach wurden alle Clubs in Russland und auch in Moskau überprüft und sogar viele geschlossen (Darunter leider auch einer meiner Lieblingsclubs hier in Moskau, ich hoffe er macht bald wieder auf.). Das Feuerwerk wurde deswegen auch verboten. Leider.
Nachdem wir auf das neue Jahr angestoßen hatten (zuvor muss man noch einen Tost auf das alte Jahr machen, damit das alte Jahr nicht böse wird und die schlechten Sachen des alten Jahres nicht mit in das neue kommen), spielten wir noch Spiele und ich bin schon um vier eingeschlafen. Das war mein Silvester.

Mir ist in Russland noch was aufgefallen. Ich habe ja schonmal geschrieben, dass die Russen große Angst vor Bakterien haben, vor allem vor der Grippe hatten hier alle Angst. Nun ist mir aufgefallen, dass Russen einfach mal alle Lebensmittel waschen. Alle: Zwiebeln, Knoblauch, Eier, Bananen... Und dann haben sie auch große Angst, dass Spülmittel, das Reinigungsmittel, das wir am meisten benutzen, giftig sein könnte, und waschen jede Seifenblase penibel ab. Zum Glück herrscht hier keine Wasserknappheit.

Und noch eine kleine Anekdote zum Schluss: In Russland gibt es einen Witz über die Stadt Karaganda, in der ich geboren wurde. Karaganda ist für die Russen sowas wie für uns Buxtehude. Die Leute sagen: Gde gde? V Karagande! (deutsch: Wo, wo? In Karaganda!) Das heißt also Nirgendwo. Eine meiner Freundinnen hat mir sogar erzählt, dass sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr noch nicht einmal wusste, dass es diese Stadt wirklich gibt. Also denken manche Leute (einmal habe ich es sogar richtig gemerkt), dass ich sie verarsche, wenn ich sage, woher ich aus Kasachstan komme :-)

Also gut meine Freunde, es wird spät und die Nacht leider nicht länger.

Bis bald!

Olga