Privet!
Hoffentlich seid ihr alle gut ins neue Jahr gekommen und habt die ersten Versprechen noch nicht gebrochen. Ich werde mal versuchen, euch in aller Kürze die Ereignisse und meine Eindrücke von Silvester und meiner darauffolgenden abenteuerlichen Fahrt zu erzählen. Wie ihr mich und meine Abschweifkünste kennt, wird es ein sehr schwieriger Akt für mich werden. Deswegen mach ich eine räumliche Aufteilung zwischen Moskau und der Fahrt.
Ich hatte euch ja erzählt, dass die Russen unser (das Richtige;-)) Weihnachten nicht feiern, sondern Silvester als Jahreswendefeiertag und als Tag der Bescherung feiern. Die Gründe dafür ergeben sich aus ein paar geschichtlichen Besonderheiten. Wie ihr vielleicht wisst, hatte Russland noch sehr lange den alten, Julianischen Kalender, während wir schon den Gregorianischen benutzten. Der alte Kalender liegt zwei Wochen zu spät, deshalb fand z.B. die Oktoberrevolution eigentlich im November und nicht im Oktober statt. Geändert wurde der Kalender in Russland erst nach der Oktoberrevolution. Trotzdem feiern die Russen Weihnachten und Silvester nach dem Julianischen Kalender, also am 7. und am 13. Januar. Denn die russisch-orthodoxe Kirche (die sich als die einzig richtige sieht) hat ihre Regeln seit dem 14. Jahrhundert nicht mehr geändert, da sie sonst den Inhalt verändern würden. Deswegen wird bei den Orthodoxen die Bibel auch nicht übersetzt oder neuinterpretiert, und in den Messen werden keine Predigten gehalten und auch keine Instrumente gespielt, sondern es wird immer aus der Bibel vorgelesen und Musik kommt von den Chöre. Da nach der Machtergreifung der Kommunisten die Religionsausübung bald verboten wurde, wurde ein Ersatz für die wegfallenden Feiertage gesucht und die weihnachtlichen Zeremonien auf den Silvestertag gelegt. Dazu gehören auch der Weihnachtsbaum und die Geschenke. Daher ist für viele Russen der Neujahrsabend ein Familienfeiertag.
So, ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Überblick zur weihnachtlichen Kultur der Russen geben. Ich selber habe Silvester bei meiner Freundin Veronica, mit der ich letztes Jahr zusammen gearbeitet hatte, gefeiert. Wir waren eine kleine Gruppe von vier Leuten und zuerst haben wir noch zusammen gekocht, gegen 10 Uhr abends fingen wir mit dem Essen an und schauten uns weihnachtliche Zeichentrifilme aus der Sowjetzeit an. Als es dann endlich 12 Uhr schlug, war ich ehrlich gesagt enttäuscht. Es gab kein Feuerwerk draußen oder im Fernseher zu sehen, alles still außer ein paar einzelten Feuerwerkskörpern und nur Präsident Medvdev eine langweilige Neujahrsrede im Fernsehen haltend. Der Grund für das Ausbleiben des Feuerwers war ein Brand in einer Disko in der russischen Stadt Perm Anfang Dezember2009 , bei dem ca. 150 Menschen starben. Danach wurden alle Clubs in Russland und auch in Moskau überprüft und sogar viele geschlossen (Darunter leider auch einer meiner Lieblingsclubs hier in Moskau, ich hoffe er macht bald wieder auf.). Das Feuerwerk wurde deswegen auch verboten. Leider.
Nachdem wir auf das neue Jahr angestoßen hatten (zuvor muss man noch einen Tost auf das alte Jahr machen, damit das alte Jahr nicht böse wird und die schlechten Sachen des alten Jahres nicht mit in das neue kommen), spielten wir noch Spiele und ich bin schon um vier eingeschlafen. Das war mein Silvester.
Mir ist in Russland noch was aufgefallen. Ich habe ja schonmal geschrieben, dass die Russen große Angst vor Bakterien haben, vor allem vor der Grippe hatten hier alle Angst. Nun ist mir aufgefallen, dass Russen einfach mal alle Lebensmittel waschen. Alle: Zwiebeln, Knoblauch, Eier, Bananen... Und dann haben sie auch große Angst, dass Spülmittel, das Reinigungsmittel, das wir am meisten benutzen, giftig sein könnte, und waschen jede Seifenblase penibel ab. Zum Glück herrscht hier keine Wasserknappheit.
Und noch eine kleine Anekdote zum Schluss: In Russland gibt es einen Witz über die Stadt Karaganda, in der ich geboren wurde. Karaganda ist für die Russen sowas wie für uns Buxtehude. Die Leute sagen: Gde gde? V Karagande! (deutsch: Wo, wo? In Karaganda!) Das heißt also Nirgendwo. Eine meiner Freundinnen hat mir sogar erzählt, dass sie bis zu ihrem 16. Lebensjahr noch nicht einmal wusste, dass es diese Stadt wirklich gibt. Also denken manche Leute (einmal habe ich es sogar richtig gemerkt), dass ich sie verarsche, wenn ich sage, woher ich aus Kasachstan komme :-)
Also gut meine Freunde, es wird spät und die Nacht leider nicht länger.
Bis bald!
Olga
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