Freitag, 30. Oktober 2009

Letzte Grüße aus Deutschland

Hallo an Alle,

nun bin ich fast auf dem Weg nach Moskau. Zwischenzeitlich hatte ich schon die Befürchtung, dass es nicht klappen könnte. Vor allem aufgrund des Visums hatte ich einige Alpträume durchzustehen. Am Ende war es auch knapp. Zuerst kam die Einladung, die für das Visum unerlässlich ist, erst 2 1/2 Wochen vor dem Reisebeginn aus Moskau an, damit musste ich dann zum Konsulat nach München.

Meine Mutter hat noch die größten stereotypischen Vorstellungen von Angelegenheiten mit den Behörden und sagte mir ich müsse mich auf endloses Warten in einer endlosen Schlange vorbereiten (sie sagt immer solche Sachen, so z.B. dass alle Russinen sich schminken und auf 10 cm hohen Absätzen gehen usw.). Als ich dann am Freitag vor zwei Wochen in dem nach sowjetischem Einrichtungsstil anmutendem Gebäude stand, war ich bereits nach einer halben Stunde fertig.

Doch sollte sich das Abholen als ein schwieriges Unterfangen herausstellen. Denn mein Lieblingsmotto ist natürlich: Wieso einfach, wenns auch kompliziert geht. Zum Abholen des Visums bekommt man einen kleinen Schein, kleiner als ein A6 Blatt und mit einer Nummer und Namen versehen. Damit kann jeder den Reisepass abholen. Da ich zur Abholzeit im Urlaub (siehe 1. Post) war, habe ich eine Freundin in München (die liebe Rania) gebeten, für mich zum Konsulat zu gehen, und ihr den Schein per Post hingeschickt. Leider kam der Schein bei ihr nicht an, sondern bei meiner Mutter. Denn ich hatte beim Schreiben einen Fehler gemacht und der Brief wurde an mich (und als Nachsendung an meine Mutter) geschickt. Rania hat dann versucht, ohne den Zettel den Pass abzuholen - erfolglos. Als meine Mutter, aus dem Urlaub wiederkehrend, den Brief entdeckt hat, hat sie ihn per Eilpost nach München geschickt und ich bin für alle Fälle nochmal selbst aus Frankfurt nach München gefahren. Ich und der Brief kamen rechtzeitig an und ich konnte den Pass abholen. Ich habe dann beim Abholen erfahren, dass bei Verlust des Zettels nur eine staatliche Behörde, wie Polizei oder Kreisverwaltungsamt des Bezirks, der mir den Pass ausgestellt hat, den Reisepass zurückverlangen kann. Denn er gehört nicht mir, sondern ist Staatseigentum!! Also ein Tipp an alle: Wenn ihr einen Reisepass beim Konsulat abgebt, verliert den Zettel nicht!

Nachdem alle möglichen Hürden in Deutschland von mir mit Bravour gemeistert worden sind, habe ich nun Zeit meine Koffer zu packen und mir meine Zeit dort vorzustellen. Was erwartet mich dort - neben der Kälte? Ich hoffe, beim Praktikum natürlich was neues über den russischen Markt zu lernen und deutsche Firmen kennenzulernen, die auf dem Markt starten wollen. Und natürlich will ich mein russisch verbessern, habe auch schon einen Tandempartner, der aber anscheinend viel besser deutsch kann als ich russisch, aber das ist ja nicht so schlimm für mich :-)

Gut, die nächsten Hürden kommen bestimmt, ich werde euch dann fleißig davon berichten!

Viele Grüße (noch) aus Deutschland

Olga

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Impressionen aus Kairo

Hallihallo!

Ich bin zwar noch nicht in Moskau, aber ich wollte euch von meinen Reiseerlebnissen aus Kairo berichten. Diese Stadt ist unglaublich, ein solches Chaos habe ich noch nie erlebt. Mich wundert es immer noch, wie 17 Millionen Menschen in diesem Molloch ein ganz normales Leben fuehren können. Die ganze Stadt ist verstaubt und verdreckt, sie erleidet täglich einen Infakt an den viel zu vollgestopften Straßen, da das geplante U-Bahn-System 50 Jahre im Verzug ist, und selbst Stromausfälle sind keine Seltenheit.

Was führt mich in eine Megastadt wie Kairo? Ich bin hier mit meiner Mutter und meiner Freundin, Juliane, bei einem Freund meiner Mutter zu Besuch und werden von ihm herumgeführt. Natürlich haben wir die typischen Touristenorte wie das ägyptische archäologische Museum und die Pyramiden besucht. Am besten an den Pyramiden war der Abstieg in die Pyramide hinein. Dabei musste ich mir bei einer Steigung von 45 Grad und einer gefühlten Temperatur von 40 Grad immer vorstellen, wie die Menschen diese Pyramiden gebaut haben und in der Enge die Räume mit all den Beigaben für das nächste Leben gefüllt haben. Bei den Pyramiden sind wir auch auf einen "hilfsbereiten" Ägypter gestoßen, der uns (natürlich ganz selbstlos) zu einem Platz gefuehrt hat, an dem man die besten Touri-Fotos machen konnte, und danach "ganz geheime" Begrabungsstätten von alten ägyptischen Familien gezeigt hat. Am Ende wollte er seine Hilfsbereitschaft mit 10 Euro von jedem belohnt wissen. Zum Glück schlummert in Juliane ein großes Händlertalent, sodass sie sich mit dem Ägypter nach langem Streiten auf umgerechnet 5 Euro insgesamt einigen konnte. Dieses Talent konnte sie dann auch immer wieder auf dem Bazar zu ihren Gunsten nutzen. Ich kann dort nichts kaufen, da ich mich von den Verkäufern immer zu sehr bedrängt fühle. Ich verstehe auch nicht, wieso die Ägypter nicht irgendwann begreifen, dass man durch penetrantes Aufdrängen keine Waren verkauft bekommt (zumindest bei mir nicht). Würden sie mir nicht sofort nach einer Sekunde eine ihrer Waren aufrdängen wollen, würde ich vielleicht sogar an ihrem Stand stehen bleiben und dort Sachen kaufen!

Nach den etwas negativen Erlebnissen, konnten wir auch Positive machen. Am selben Abend haben wir uns mit einem Arbeitskollegen von Juliane getroffen, der bereits seit 2 Jahren in Kairo lebt, aber nicht viel Gutes über die Stadt zu berichten wusste. Zum Glück haben wir etwas später eine Syrierin und drei Ägypter kennengelernt, die die gestreuten Zweifel ganz leicht vertreiben konnten.
Kenneglernt haben wir sie durch Zufall, weil ich mal wieder so neugierig war und die arme Syrierin, die während einer traditionellen Tanzvorführung neben mir saß, mit meinen Fragen bombardiert hatte. Aber sie hat uns trotzdem eingeladen, was mit ihr und ihren Freunden zu machen. Dieses Angebot haben wir natürlich sofort genutzt und waren mit ihnen in einem Cafe Shisha rauchen. So haben wir sehr viel über die ägyptische Kultur und Lebensweise erfahren und ein paar Vorurteile klären können.
Mir ist dann wieder bewusst geworden, dass man meistens viel zu wenig Kontakt zu den Einheimischen bekommt. Wir sind mit unserem Führer und seinen Erklärungen auf den Ausflügen sehr priviligiert. Und zum Glück habe ich noch keine Angst, mich vor anderen Menschen mit meinen Fragen zu blamieren. Das sind die Möglichkeiten, detaillierte Einsichten in die Lebensweisen der Menschen zu bekommen und ihre Kultur besser zu verstehen.

Außerdem fand ich sehr angenhem, dass, obwohl Ägypten ein im Vergleich zu Deutschland sehr armes Land ist, ich mich hier immer sehr sicher fühle. Selbst gestern Abend, als wir zur Wohnung von Julianes Kollegen zu eine halbe Stunde zu Fuß gelaufen sind, hatten wir keine Angst vor irgendwelchen Übergriffen. Vielleicht liegt das auch am inoffieziellen Sozialsystem Ägyptens, dem Bakschisch. Die Menschen verdienen zum Teil sehr wenig hier, manchmal nur einen Euro im Monat. Überleben können sie in Kairo nur, da die reicheren Menschen aufrund ihrer Religion und Kultur verpflichtet sind, den Armen etwas von ihrem Reichtum abzugeben. So muessen die Armen keine illegalen Wege einschlagen, um durch die Runden zu kommen.

Ich hoffe, dass ich euch mit den paar Beschreibungen einen Eindruck meiner Erlebnisse hier zeigen konnte.

Liebe Grüße aus Kairo

Olga