Montag, 25. März 2013

Rückblick: von Bombay bis chennai


Hallo ihr Lieben,

Ich habe lange nichts mehr auf der Seite gepostet, aber keine Sorgen, es geht mir gut! Ihr habt wahrscheinlich alle die Nachrichten über das Schweizer Ehepaar gehört. Ich weiss nicht was ich sagen soll, dass sich nicht blöd anhört, ausser dass ich auf mich aufpasse und bisher in keiner Gefahr war.

In den letzten Wochen war ich viel unterwegs und hatte selten Internet, weswegen ich keine Zeit hatte,hier etwas zu posten. Ich gebe mal einen kurzen Rückblick über meine Reiseroute seit aurangabad (den Text hatte ich schon vor Ewigkeit angefangen, kann aber wie gesagt nicht dazu ihn hier zu Posten):

Meine erste Station war Bombay. In Bombay war ich Couch surfen und hatte einen sehr guten Gastgeber. Er kommt aus der Oberschicht (würde ich jetzt einfach mal behaupten) und ist sehr westlich geprägt. Durch ihn und seine Freunde konnte ich viel über das Leben der modernen Jugend einer Großstadt Indiens erfahren. Obwohl er schon 27 ist, wohnt er noch immer bei seinen Eltern. Ausziehen darf man erst nach der Heirat. Oft wird die Heirat zwischen zwei Familien arrangiert, doch immer mehr junge Leute streben sich dagegen und gegen viele andere alte Traditionen und Sitten. Vor allem die reiche Jugend richtet sich nach der westlichen Kultur und Lebensweise. Die Menschen bauen unglaublich viele englische Wörter in ihre Sprache ein, sodass ein buntes Kauderwelsch entsteht, von dem ich manchmal ziemlich viel verstehen kann. Am ersten Abend in Bombay war ich mit meinem Gastgeber und anderen Touristen, die ich zuvor in aurangabad kennen gelernt hatte, in einem pub was trinken. Der Abend war sehr lustig, doch leider hab ich mir im pub eine Erkältung zugezogen, da die Klimaanlage auf höchster Stufe aufgedreht war. Am nächsten Tag war ich mit meinem Gastgeber in einem Club, weil ich die Party Kultur in Indien mal sehen wollte. Die jungen Leute ziehen dann sehr westliche Kleidung an, vor allem die kurzen Kleider der Frauen überraschen einen, ist es doch normalerweise tabu, ein bisschen Bein in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Getränke und die Preise gleichen denen in westlichen Clubs. Die Musik besteht aus amerikanischen und europäischen Radio Hits vor zwei Jahren.

Die nächsten zwei Tage habe ich genutzt, um Bombay zu erkunden. Ausserdem habe ich den grössten Slum Indiens, Dharavi, besucht. Da alle Leute meinten, dass es zu gefährlich sei, den Slum alleine zu betreten, habe ich eine teure Tour gebucht. Als ich dann mit meinem Guide, der kaum englisch sprach, durch die engen Strassen gelaufen bin, dachte ich mir, dass ich das Gebiet auch alleine hätte besuchen können. Die Menschen waren alle sehr nett und freundlich zu mir und haben immer nach Fotos von sich gefragt. Aber durch die Führung konnte ich verschiedene Gebiete des Slums sehen, in dem über eine Million Menschen leben. Ganze Industriegebiete sind dort angesiedelt: es gibt viele kleine Schneiderbetriebe, Töpfereien, und eine riesige Recycling Industrie, in der alles von Plastik bis Metall getrennt und verarbeitet wird. Nachdem die Tour beendet war, bin ich alleine in das grösste Wäschereigebiet von Bombay gefahren. Dort habe ich mir vor Ort einen Führer selbst gesucht, der viel besser als mein erster Guide war.

Von Bombay ging es am 5.3. wieder nach goa. Nachdem ich vier wunderschöne Tage mit Alex, meiner alten Mitbewohnerin aus Freiburg, in goa verbracht hatte, bin ich am 10.3. Von goa nach Kerala geflogen. Als ich alle meine Tickets von Zuhause aus gebucht hatte, hatte ich nicht so viel Lust auf eine 14 Stunden lange zugfahrt, aber im nachhinein hätte ich lieber den Zug genommen. Zum einen ist der Zug viel billiger, zum anderen benötigt man ebenso viel Zeit für die Anfahrt und den Aufenthalt am Flughafen, die man nie in die Berechnung des Fluges mit einbezieht. Ausserdem finde ich das Zug fahren hier gar nicht so schlecht. Es ist relativ bequem und man kann leicht Menschen kennen lernen, wenn man möchte.

In kerala bin ich zuerst in kochi, einer alten Stadt mit schönen Flair gelandet. Dort bin ich aber nur eine Nacht geblieben, da ich mich mit der Kanadierin Jennifer, die ich zuvor in hampi kennen gelernt hatte, verabredet hatte. Wir hatten verabredet, gemeinsam eine Tour durch die backwaters, einem riesigen Wassergebiet bestehend aus einer Vielzahl von Kanälen, zu machen. Ich bin also am nächsten Tag von kochi nach alleppey, dem Ort an dem Jennifer auf mich wartete, gefahren und wir haben am gleichen Tag ein Hausboot, auf dem man die backwaters befahren und in dem man auch eine Nacht übernachten konnte, gemietet. Die Tour war wunderschön: die Kanäle, durch die wir fuhren, waren sehr ruhig und umsäumt von Palmen und anderen pflanzen. Ausserdem gab es auf dem Boot zwei Männer, die das Boot führen und für uns köstliche Mahlzeiten zubereiteten.

Am nächsten Tag kamen wir von den backwaters wieder und fuhren danach weiter nach Süden nach varkala, einem schönen Ort am Strand. Dort habe ich zufällig auch meine Kommilitonin Katharina, die ich zuerst in hyderabad getroffen hatte, wieder gesehen. Obwohl es in varkala sehr schön war, war ich der Strände, von denen ich in goa genug hatte, müde und bin nach zwei Tagen wieder zurück nach kochi gefahren. Obwohl ich beim ersten mal nur einen Abend in der Stadt verbracht hatte, gefiel mir der Ort sehr und ich wollte ihn nochmal sehen. Als ich das zweite mal dort war, habe ich wieder Couch surfing gemacht und hatte wieder einen sehr netten Gastgeber. Wir hatten sehr viele interessante Unterhaltungen und Diskussionen, wodurch ich wieder mehr Einblicke in die indische Kultur bekommen konnte. Ausserdem wurde zu dem Zeitpunkt die Biennale, ein Kunst Festival, in kochi veranstaltet. Es war super interessant, die indische (und natürlich auch internationale) zeitgenössische Kunst zu sehen und mal wieder elektronische Musik zu hören. Man denkt nicht, wie viel in Indien in diesem Bereich zurzeit los ist. Am letzten Tag vor meiner Weiterreise traf ich mich wieder mit Katharina, die immer am gleichen Ort wie ich war, nur ein paar Tage später.

Am 18.3. ging meine Reise weiter nach munnar, einem kleinen Ort in den West Ghats, einem Gebirge in Südindien. Da der Ort höher liegt, ist das Klima dort ganz anders als an der Küste. Es ist kühler und frischer als im Rest Südindiens. Für mich war der Aufenthalt eine wunderbare Abwechslung zu der sonstigen Hitze, die meinem Körper viel Energie abverlangt hatte. Die Landschaft war wunderschön: die Berge und Hügel waren so saftig grün wie schon lange nicht mehr auf meiner Reise. Das Gebiet ist bekannt für die grossen Tee Plantagen, die neben dem Tourismus das Haupteinkommen der Bevölkerung ausmachen. Durch Zufall bin ich in einem einem sehr schönen Hotel gelandet, das von einem sehr netten Manager geführt wurde. Der Manager bot nebenbei für die Gäste Meditation und Yoga Kurse an, an denen ich jeden Tag teilnahm und dafür dem Manager manchmal half. Munnar und das Hotel haben mir so sehr gefallen, dass ich viel länger als geplant geblieben bin. Dort habe ich auch meinen Geburtstag gefeiert. Jedoch habe ich niemanden in meinem Hotel davon erzählt und bin stattdessen alleine in die berge gefahren und hatte einen wunderschönen Tag in der Natur.

Am 24.3 nahm ich dann einen Nachtbus nach chennai, weil ich von chennai heute, am 26. weiter nach jaipur in Rajasthan fliege. Dort werde ich wieder Couch surfen, diesmal bei einer Frau aus Frankreich, die schon zwei Jahre dort lebt. Morgen ist dann holi, das Frühlingsfest, das ganz wild und mit vielen bunten Farben gefeiert wird. Ich bin schon sehr gespannt, wie das sein wird.

Liebe grüße
Olga

Sonntag, 10. März 2013

Von Hyderabad nach Bombay

Hallo ihr Lieben, (Diesen Text habe ich schon vor einer Woche geschrieben. Jedoch hatte ich noch keine Moeglichkeit ihn zu veroeffentlichen.)

Ich bin gerade auf dem weg nach Bombay (oder Mumbai, wie es heute
heisst). Die letzte Woche war ich in hyderabad bei meiner Kommilitonen
rajitha und danach in aurangabad, in deren Nähe es wunderschöne alte
Höhlen gibt.

Zuerst hyderabad: ich weiss nicht, ob man davon in den Nachrichten in
Deutschland berichtet hat, aber am Donnerstag, den 25. Februar gab es
einen Brandanschlag im Zentrum der Stadt. Dabei starben Ca. 20
Menschen und 50 wurden verletzt. Ich hab davon auf der zugreise nach
hyderabad gehört und war am Anfang natürlich etwas verunsichert. Als
ich dann bei meiner Freundin war, war alles gut. Eigentlich habe ich
von dem Vorfall gar nichts mitbekommen. Der Anschlag richtete sich
nicht gegen Ausländer oder Touristen sondern ist ein Resultat des
internen hindu-moslem Konfliktes im Land.

Am Freitag war ich zuerst mit einer anderen Kommilitonen, Katharina,
die zufällig zum gleichen Zeitpunkt bei rajitha war, in der Stadt
unterwegs, eine der vielen Festungen des Landes besichtigen. Am
nächsten Tag bin ich zusammen mit rajitha und ihrem Mann und Sohn zu
verwandten in warangal gefahren. Auf dem weg hielten wir auf der neuen
Farm von rajitha an. Rajitha plant mangos und andere Früchte auf der
Plantage abzubauen. Abends kamen wir bei rajithas schwägerin und ihrer
Familie an. Ich konnte dann die riesige Sammlung an Sari bestaunen und
hab mir meine Hände mit henna bemalen lassen. Wunderschön sieht das
aus und ist anscheinend auch sehr gut für den Körper. Die Farbe soll
die Hitze aus dem Körper nehmen.

Ausserdem konnte ich beim Abendessen mal wieder bestaunen, wie viel
diese kleinen Inder essen. Ich bin ja kein schlechter Esser, aber hier
isst selbst der 7 jährige Sohn von meiner Freundin mehr als ich. Alle
haben sich gewundert, dass ich nur so wenig esse und ich musste
mehrmals versichern, dass mir das Essen schmeckt und ich einfach nicht
so viel reis essen kann wie sie. Vor allen Dingen nicht drei mal am
Tag. Am Ende meines Besuches war ich der ganzen reisgerichte leid und
wollte nur ein wenig Gemüse oder Obst Essen, was hier vergleichsweise
wenig gegessen wird. Für mich wurde dann extra melone und gurken
gekauft. Am Sonntag schauten wir uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt
an, wie immer einen alten Tempel und eine Festung. Am interessantesten
war der Besuch eines heute noch wichtigen hinduistischen Tempels, wo
ich die ganzen gebetszeremonie mitmachen durfte und von irgendeinem
Gott den Segen bekommen habe. danach fuhren wir zurück nach hyderabad
und am Montag Abend fuhr  ich weiter nach aurangabad. Zuvor wollte ich
aber mit Hilfe von rajitha mir einen Sari kaufen. Ich finde die
indischen Kleider und Stoffe so wunderschön! Mein Geschmack ist aber
doch anders als der der Inder  und es gab erstmal ein paar
Schwierigkeiten, bevor ich einen Sari für mich finden konnte. Keine
Ahnung, ob ich ihn jemals tragen werde, aber Saris finde ich einfach
toll. Der Besuch bei meiner Freundin war insgesamt sehr schön und ich
bekam einen sehr interessanten Einblick in das Leben der indischen
Mittelschicht.

In aurangabad kam ich um 5 Uhr morgens an und nachdem ich eine Stunde
am Bahnhof auf den Sonnenaufgang gewartet habe, habe ich mich
aufgemacht, eine bleibe in der Stadt zu suchen. Natürlich wurde ich
vom ricksha Fahrer zu einem anderen Hotel gefahren, das besser als das
von mir gesuchte Hotel sein sollte. Nachdem ich den Preis von 500 auf
400 rupi runter gehandelt hatte, bin ich dann doch in dem Hotel
geblieben. Handeln ist nebenbei eines der Dinge, die ich an Indien am
wenigsten mag. Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich ganz schlecht
handeln kann. Ich will gar nicht wissen wie oft ich wahrscheinlich
schon übers Ohr gehauen wurde. Es fällt mir einfach schwer mit den
Menschen zu handeln wissend, dass ich mir den Preis eigentlich auch so
leisten kann. Anderseits macht es natürlich keine spass etwas zu
kaufen, wenn man weiss das es eigentlich total überteuert ist. Egal
was ich mache, ich fühle mich nicht wohl dabei.Also kaufe ich relativ
wenig. Vielleicht mache ich es später mehr, wenn ich mich an das
handeln gewöhnt habe.

Nach aurangabad fuhr ich nicht wegen der Stadt an sich, sondern weil
es wunderschöne Höhlen in der Nähe der Stadt gibt. Es sind die höhlen
von ellora und anjana. Ich blieb drei Tage in der Stadt. Am ersten Tag
habe ich mir ein Fahrrad geliehen, um bei der Post endlich die ersten
Postkarten abzuschicken. Da ich nur eine sehr ungenaue Karte von der
Stadt hatte, musste ich mehrmals nach dem weg Fragen. Leider kann das
in Indien sehr tückisch sein. Indern ist es immer sehr unangenehm,
wenn sie etwas nicht wissen. Wenn man sie nach dem weg fragt und sie
es nicht wissen, kann es sein, dass sie anstatt zu sagen, dass sie den
weg nicht wissen, dir irgendetwas ungenaues sagen. Das tun sie um ihr
Gesicht zu wahren. Meine Strategie dabei ist, einfach immer wieder
nach den weg zu fragen. Und irgendwann kommt man auch bei der Post an.
Diese Eigenschaft der Inder sowie ihre Fahrweise, die viele andere
Touristen nervt, stören mich aber gar nicht, vielleicht weil ich auch
wie eine sau fahre.

Gleich komme ich in Bombay an, der grössten Stadt Indiens.Ich bin
schon sehr gespannt. Die Meinungen, die ich bisher von anderen
reisenden gehört habe, sind sehr unterschiedlich. Es scheint, entweder
liebt oder hasst man die Stadt. Ich werde in Bombay bei einem Inder
und seinen Eltern Couch surfen und erhoffe mir dadurch einen besseren
Zugang zu der Stadt zu erhalten. Ach ja, dabei fällt mir eine
Begegnung mit einem anderen Inder in aurangabad ein.auf dem Markt hat
mir ein Inder mit guten englisch Kenntnissen beim kauf von Obst
geholfen. Daraufhin kamen wir uns Gespräch und er erzählte mir, dass
er Bombay für eine amerikanische Firma arbeitet und dafür viel in
Indien reisen muss. Da ich an den Tag alleine unterwegs war, fragte
ich ihn, ob er mit mir zu Abend essen wolle. Das zunächst interessant
erscheinende Treffen wurde leider eher unangenehm merkwürdig. Als wir
uns eine Stunde später trafen, fragte er mich, ob ich mit ihm auf sein
Zimmer gehen wolle oder er zu mir auf mein Zimmer kommen könne. Als
ich beides verneinte, gingen wir an der Hauptstraße “spazieren“, wobei
ich irgendwie immer auf der Straßenseite ging. Er konnte mein Wechseln
auf die Innenseite nicht nachvollziehen und machte sich über meine
Erklärung, dass mir das vorbei fahren der Autos unangenehm war, nur
lustig. Soviel zu den gentleman Fähigkeiten der Inder. Seine Fragen
waren ebenso merkwürdig. Nachdem er erzählt hatte, dass er eine Frau
und ein zwei Jahre altes Kind hat, gleichzeitig noch eine Freundin
hat, fragte er mich nach meinem Privatleben aus. Meine Antworten hielt
ich möglichst generell, auch als er fragte ob ich gerne küssen würde.
Als ich dieser Frage ausgewichen bin, wunderte er sich wieso ich eine
Fragen nicht beantworten wollte und ich erwiderte, dass sie zu privat
seien. Getoppt wurde das ganze von einer Liebeserklärung an Hitler,
den er für einen netten Kerl hielt. Sein Buch hatte er natürlich auch
gelesen und stimmte dem voll zu. Meiner ebenfalls ausweichenden
Antwort von verschiedenen Kulturen und Geschichtsschreibungen konnte
er wahrscheinlich nicht so viel abgewinnen. Da sieht man leider, dass
selbst vermeintlich junge, gut ausgebildete und hilfsbereite Inder
sich als ignorante, Minderheiten diskriminierende Ehebrecher
entpuppen. Aber ich will hier nicht von einem Fall auf alle Inder
urteilen.

PS: Mein Host in Bombay war sehr nett. Darueber schreibe ich aber mehr in meinem naechsten post.