Hallo meine Lieben Freunde,
wie bereits in meinem vorheringen Post erzähle ich nun etwas über meine Fahrt während der Neujahrsfeiertage, die in Russland vom 1. bis zum 10. Januar dauern. Ich glaube, das wird mein längster Bericht, und entschuldige mich schonmal im Voraus für die unvermeidliche Länge.
Meine Reise fing bereits am 1. Januar um halb 10 Uhr morgens mit dem Abfahren des Zuges von Moskau nach St. Petersburg an. Um wenigestens etws Schlaf zu bekommen, hatte ich mir überlegt, bei meiner Freundin, mit der ich Silvester gefeiert hatte, zu übernachten und dafür alle meine Sachen zu ihr schon mitgenommen. Kurz vor 24.00 Uhr ist mir dann doch noch eingefallen, dass meine Bankkarte nur noch bis zum Ende des Jahres 2009 gültig ist und meine neue Karte in einem Brief bei mir zu Hause liegt. So musste ich dann doch am Morgen des ersten Januars nach ca. drei Stunden Schlaf um halb sieben aufstehen und nach Hause fahren. Zu Hause angekommen, habe ich dann schnell meine Karte und andere vergessene Sachen eingepackt und bin dann wieder los zum Zug. Leider war mein Gehirn wohl zu müde für weiteres Denken, denn ich hatte vorher meinen warmen Mantel (ein geschenkter Pelzmantel) angezogen, als ich dann zu Hause, doch noch meine dünnere Jacke angezogen. Diesen Fehler habe ich dann auf der ganzen Reise bereut.
Dagegen war ich aber sehr froh, dass cih nochmal nach Hause gefahren bin wegen der Karte, denn als ich im Zug saß, rief mich meine Freundin etwas später an (Sie hatte einen anderen Zug genommen, denn sie kann im Sitzen nicht schlafen.) und fragte mich, ob ich genug Geld für die Reise hatte; auch für sie? Ihr ist nämlich beim Packen das Portemonnaie aus der Tasche gefallen, was sie aber leider erst auf der Fahrt bemerkt hatte. Ihre Eltern wollten ihr Geld per Western Union schicken, was aber nicht sofort ging, da in Moskau wegen den Feiertagen alles zu war. Ich musste also die Spendierhosen für sie bis zum 5. Januar in Tallinn anziehen, bis sie dann endlich Geld von ihren Eltern bekam.
Nach einer achtstündigen Zugafahrt kam ich dann in St. Petersburg an und traf mich mit Marina. Zusammen fuhren wir gleich weiter mit einem Omnisbus nach Helsinki. Auf dem Weg mussten wir ca. ein halbes Dutzend mal unseren Pass vorzeigen, manchmal einfach nur in die Luft halten, was ich als sehr sinnvoll empfand. In Helsniki kamen wir dann endlich um vier Uhr morgens des 2. Januars an und wurden zum Glück gleich vor die Tür von unserem Host gebracht. Auf der ganzen Reise hatten wir keine Zimmer gebucht, sondern sind bei Mitgliedern der Internet-Gruppe couchsurfing.org untergekommen. Unser Host war ein Finne, und hat alle stereotypischen Vorurteile erfüllt: blond, ruhig, ernst, nett und arbeitet als Ingenieur. Es war sehr angenehm bei ihm zu bleiben, aber leider hatte ich das Gefühl, nicht so viel über ihn erfahren zu haben.
Tagsüber bin ich dann mit Marina die Stadt erkunden gegangen. Die Warnungen von Freunden über die Stadt hatten sich leider bestätigt, Helsinki ist langweilig. Es ist eine geplante Stadt, man erkennt keinen gewachsenen alten Kern in ihr; Helsinki ist eine Miniaturausgabe von St. Petersburg. Der etwas negative Eindruck hängt vielleicht ein bisschen mit dem Wetter zusammen. Denn bei -18 Grad war mir selbst mit zwei Pullis unter meiner Jacke noch bitterkalt. So sind wir dann von einer Kirche zum Museum, zum Geschäft und dann zum Cafe gelaufen, um so wenig wie möglich der Kälte ausgesetzt zu sein. Am zweiten Tag haben wir uns dann mit einem weiteren couchsurfer getroffen, der uns die Stadt zeigen wollte. Nur leider kannte er sie selbst kaum, an allen Orten, die wir besucht hatten, war er noch nicht drinnen gewesen, obwohl er schon seit sechs Jahren dort lebt.
Am Abend des 3. Januars fuhren wir mit einer Fähre nach Tallinn. Dort kamen wir bei einer sehr netten und lustigen Amerikaner unter, der in Tallinn bei der amerikanischen Botschaft. Am ersten Abend bekamen wir Sangriareste (selbstgemacht und super lecker!) von seiner Neujahrsfeier und nachdem wir zusammen Pizza gemacht hatten, gingen wir noch in die Sauna. Am nächsten Tag gingen wir die Stadt erkunden. Tallinn ist einfach wunderschön! Ich hatte mich sofort in die kleinen, bunten, schiefen Häuser und die engen, verwinkelten Straßen verliebt! Da es für uns bei -4 Grad angenehm warm war, gingen wir frohen Mutes die Stadt erkunden. Das tolle an Tallinn ist neben dem alten Kern die größtenteils erhaltene Stadtmauer. Man kann sich so gut vorstellen,wie Tallinn vor ca. 500 Jahren ausgesehen hat, da noch so viel erhalten geblieben ist, toll!
Am Abend kochten wir wieder mit unserem Host, diesmal einen leckeren Fisch, und dann gingen wir auf eine Party, zu der mich eine Bekannte aus Moskau, die zu der Zeit auch in Tallinn war, eingeladen hatte. Dort ging ich wieder in die Sauna und konnte mich Esten aber auch mit anderen Menschen unterhalten. Einer der Partygäste war ein Balten-Deutscher, Erik (In den baltischen Ländern haben früher wie meine Vorfahren in Russland und in der Ukraine viele Deutsche gewohnt, die dann aber auch später deportiert wurden oder geflüchtet sind.), der uns angeboten hatte, am nächsten Tag eine Stadttour mit uns zu machen, was wir auch annahmen. Die Tour war echt super! So sollte man eine Stadt kennenlernen: durch kleine Gassen gehen und Geschichten über die Häuser und die Stadt erzählt bekommen. Danach gingen wir mit Erik und Freunden von ihm etwas essen. Später dann gingen wir auf unsere Fähre nach Stockholm, die die ganze Nahct durchfuhr.
In Stockholm kamen wir am Morgen des 6. Januars an. Dort fuhren wir zuerst zu unserem nächsten Host, einem älteren Schweden, der schon in den 70ern eine Jugendherberge leitete. Dann erkundeten wir die Altstadt und trafen uns später mit zwei Schulfreunden von mir. Rike studiert für ein Jahr an der Universität in Uppsala und Simon ist für ein Semester in Stockholm. Das Treffen war sehr schön, aber leider viel zu kurz, da die beiden nach ihrem Flug nach Uppsala weiter wollten.
Am nächsten Tag trafen wir uns zuerst mit einem Schweden und gingen in das Stockholmer Stadtmuseum, danach gingen wir wieder in der Altstadt und im Zentrum spazieren. Das coole an Stockholm ist, dass es aus mehreren einzelnen Inseln besteht, die mit vielen Brücken miteinander verbunden sind. Überall ist Wasser und viele Brücken führen darüber. Auch die Altstadt ist sehr schön und die bunten Gbäude erinnerten mich in ihrer Bauweise an die Lübecker Bauart. Leider war es auch in Stockholm mit ca. -12 Grad kalt genug, dass wir versuchten, so wenig wie möglich draußen zu gehen, und daher unsere Kirchentour weiter fortsetzten. Am letzten Tag in Stockholm war ich dann alleine unterwegs, da Marina weiter nach Berlin geflogen ist. Da war ich dann im Nobel Museum und bin am Abend mit der Fähre nach Helsinki gefahren. Leider ist Scandinavien wirklich teuer und ich dachte mir, wie günstig doch eigentlich alles in Deutschland ist. Eine Fahrt mit der Stockholmer Metro kostete vier Euro, eine Packung Reis mehr als anderthalb Euro!
Angekommen in Helsinki am Morgen des 9. Januars bin ich dann wieder mit dem Omnibus gleich weiter gefahren nach St. Petersburg wo ich dann wieder bei einem couchsurfer geblieben bin. Mit ihm war es sehr erfrischend. Wir gingen zuerst in seine Lieblingsbar und haben uns mit unbekannten Leuten über alles und nichts unterhalten. Danach haben wir auf dem Nachhauseweg Gespräche über Bildung und Lernen geführt. Am nächsten Morgen bin ich dann wieder mit dem Zug weiter und kam endlich am Abend des 10. Januars wieder in Moskau an.
Insgesamt war die Reise echt toll, aber kein Erholungsurlaub, allein des Wetters wegen. Nach Stockholm und Tallinn würde ich im Sommer auf jeden Fall fahren, Helsinki wohl eher nicht. So, ich hoffe, der Bericht war einigermaßen lesbar für euch und nicht zu langweilig.
Beste Grüße aus Moskau
Olga